Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 1
1/2022 27 salem aus, kommend, war das weiße Marmormo- nument gut zu sehen. Zum anderen sei das Grab- mal mit einer vermuteten Höhe von etwas 25 m relativ klein. Das stimmt zwar, wenn man es mit den Grabmonumenten von Petra oder gar den Pyramiden in Ägypten vergleicht, andererseits gibt es im Heiligen Land keine anderen Gräber vergleichbarer Größe. Schließlich kann man sich durchaus auch vorstellen, dass der ganze, weithin sichtbare Berg als Herodes-Monument angesehen wurde. Für die starke Zerstörung gibt es zwei Erklärungen: Das Grabmal könnte durch Steinkatapulte bei einer Belagerung vom gegen- überliegenden Hügel aus zerstört worden sein oder – ein Argument für eine Identifizierung als Herodesgrab – das Grab des schon zu seinen Lebzeiten verhassten Herrschers ist bereits in der Antike mutwillig zerstört worden. Der deutsche Architekt Conrad Schick erkannte schon 1879, dass der obere Teil des Berges künst- lich war und dass ein geheimer Gang in den obe- ren Hof hinaufführte. Bei den Ausgrabungen 1962–67 durch den Franziskaner Virgilio Corbo wurden dann die zwei konzentrischen Ringe der Umfassungsmauern (62 m Durchmesser) mit drei halbrunden und einem voll ausgebauten Rundturm freigelegt. Im Inneren der Anlage fand man einen von Säu- lenhallen eingesäumten Hof, einen Speisesaal (10 x 15 m), Wohnräume, die farbig bemalt und mindestens zweistöckig waren, sowie eine kleine, aber luxuriöse, freskengeschmückte Badeanlage, wie sie in keinem Herodespalast fehlte. Man hat dort Wandkritzeleien entdeckt. Diese sind zwar fast 2000 Jahre alt und auf Hebräisch, Aramä- isch und Griechisch geschrieben, sie unterschei- den sich aber ansonsten kaum von Kritzeleien, wie man sie bis heute allenthalben in sanitären Anlagen findet. Wie im gleichzeitig gebauten Massada wurden gewaltige Anstrengungen unter- nommen, in Zisternen im Berg genügend Wasser für ein standesgemäßes Wohlleben mit Bädern Herodion Herodion Präsentation des vermeintlichen Sarkophages Herodes’ im Israel Museum, gemeinsam mit einem Stück Dachkonstruktion und einer Ziervase © Petrus Schüler
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