Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 1
IM LAND DES HERRN 28 1/2022 bereitzuhalten. Zwei der ursprünglichen Zister- nen sind erhalten und können besichtigt werden, die dritte ist beim Bau des Grabmals beseitigt worden. Die Tunnel zu den Zisternen konnten auch als geheime Fluchtwege benutzt werden; es sind 300 m unterirdischer Gänge bekannt. Der Eingang zum Palast befand sich in der nord- östlichen Ecke des Hofes. Dort hat man zwei überwölbte monumentale Treppenanlagen aus- gegraben. Sie liegen übereinander, was schwie- rig zu erklären ist. Wahrscheinlich stammen sie aus verschiedenen Epochen, aber aus welchen, ist unklar. An der Nordflanke des Berges lag ein Theater mit einer mit Fresken bemalten Königs- loge, das beim Bau der Grabanlage überbaut und zerstört wurde. Ein Modell (Maßstab 1 : 6) gibt einen Eindruck von der Pracht des mutmaßli- chen Herodesgrabes. All diese Funde bestätigen die Beschreibung, die Flavius Josephus bezüg- lich der Größe, der Stärke und des Luxus des Palastes gibt. Die Burg wurde in den beiden Jüdischen Auf- ständen als Widerstandsnest genutzt. Über den Ersten Aufstand (66–73 n. Chr.) sind wir zwar durch Flavius Josephus gut unterrichtet. Über Herodion schreibt er aber in diesem Zusam- menhang fast nichts, obwohl es Spuren einer Schlacht gibt. Über den Zweiten Aufstand (132– 135 n. Chr.) haben wir nur spärliche Quellen. Man nimmt an, der Anführer des Aufstandes, Simon Bar Kochba, habe hier sein Hauptquartier gehabt. In einem der beiden Aufstände, wahr- scheinlich im ersten, wurde der Speisesaal (Tri- klinium) zur Synagoge umfunktioniert. Man sieht dort Wandbänke und fand in Räumen nebenan Münzen aus dem Jahr 70 n. Chr. und einen ganzen Schatz von 800 Bronzemünzen vom Aufstand Bar Kochbas. In byzantinischer Zeit ließen sich Mönche hier nieder, besonders in den Räumen der Bäder, deren Decken noch intakt waren. Ihre Kapelle mit Apsis befand sich im westlichen Teil der Anlage. Modell der Anlage im Eingangsbereich des Nationalparkes Herodion © Petrus Schüler
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