Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 1

IM LAND DES HERRN 30 1/2022 chen gefunden worden, jede mit einem eigenen Baptisterium. Die nördliche Kirche (8,5 x 10,5m), nahe der Straße Betlehem – Tekoa, ist gegen das Jahr 500 n. Chr. entstanden. Ihr Mosaikfuß­ boden ist einfach, aber gut erhalten. Eine Beson- derheit ist, dass sie im Osten keine Apsiden, son- dern nur rechteckige Abschlüsse hat. Vor dem Eingang standen die Psalmworte: „Das ist das Tor zum Herrn, Gerechte dürfen hineingehen“ (Ps 118,20). Nach zwei anderen Inschriften war die Kirche dem Erzengel Michael geweiht. Die Anrede Christi ist ungewöhnlich: Herr, Sohn, Christus. Die Namen, die Christus und dem hl. Michael empfohlen werden, sind durchwegs palästinensisch-orientalisch. Eventuell stammt die Kirche von judenchristlichen Kreisen, die sich hier auf dem Land länger gehalten haben könnten als in den Städten. Die mittlere Kirche (10 x 14 m) ist von Lage und Stil her die inte- ressanteste. Sie schließt östlich an den Teich­ komplex an und wurde in die vorhandenen Strukturen eines früheren Gebäudes eingefügt. Unterschiedliche Kapitelle zeigen die Herkunft von einem anderen Monument. Es gibt Spuren von geometrischer Bemalung undWeinranken an den Wänden. Die Mosaikteppiche der drei Schif- fe sind zu einem großen Teil erhalten. Die Muster des mittleren fallen auf, sie sind vielleicht erst nach der arabischen Eroberung geschaffen wor- den. So spricht einiges dafür, dass die Kirche erst im 7. Jahrhundert errichtet wurde. Die östliche Kirche (8 x 14m) befindet sich genau nördlich am Fuß der Herodionburg; sie wird gegen 600 n. Chr. gebaut worden sein. Ihr Mosaikboden enthielt Medaillons mit Tieren, von denen nur eine Löwin ganz erhalten ist. Ein südlicher Anbau über die ganze Länge der Kirche enthält außer dem Baptisterium unter dem Fußboden ein Grab. Blick auf das untere Herodion  © Petrus Schüler

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