Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 1

1/2022 7 as hat die Welt noch nicht gesehen! Die Kölner Bürgerschaft war sich mit ihrem Erzbischof Philipp von Heinsberg einig: Einer der wertvollsten Schätze der Christen- heit muss angemessen präsentiert werden. Der berühmteste Meister seiner Zeit, Nikolaus von Verdun, wird beauftragt, eine mannshohe, drei- schiffige Basilika aus Gold, Silber und exquisiten Edelsteinen zu schaffen: Der Schrein der Heili- gen Drei Könige, deren Gebeine in einer Geheim- dienstoperation über Burgund nach Remagen und von dort bei Nacht und Nebel unter strengs- ten Sicherheitsmaßnahmen nach Köln gebracht wurden. Initiator der Aktion war Rainald von Dassel, der mächtigste Kirchenfürst und Politi- ker seiner Zeit und Kanzler Friedrichs I. Barba- rossas. Der Kaiser überließ seinem engsten Ver- trauten, der nicht nur den erzbischöflichen Köl- ner Thron innehatte, sondern auch ein erfolg- reicher kaiserlicher Feldherr war, die kostbaren Mailänder Reliquien als Kriegsbeute. In über 20 Jahren schuf Meister Nikolaus nicht nur ein Kunstwerk allerersten Rangs, sondern ein theologisches Monument und politisches Manifest zugleich. Denn im heute so verdächti- gen „Mittelalter“ bilden Glaube und Gesellschaft, Staat und Kirche eine fruchtbare Einheit. Wis- senschaft und Kunst, Bildung in Dom-, Stifts-, Die Macht am Rhein Pfr. Ulrich Filler Köln, Dom, Dreikönigenschrein, Stirn- und rechte Langseite, Gesamtansicht  © Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: Matz und Schenk D

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