Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 1

8 1/2022 Pfarr- und Klosterschulen und den Universitä- ten, in der Caritas gelebte Solidarität und Gleich- berechtigung (!) schufen Grundlagen, von denen unsere Gesellschaft bis heute zehrt. Ausdruck dieser Entfaltung ist die einzigartige kulturelle Blüte, deren Meisterwerke in Musik, Dichtung, Malerei, Architektur und Bildhauerei wir noch heute bewundern. Ein Beispiel dafür ist der Drei- königenschrein im Kölner Dom. Natürlich waren die Gebeine der Magier, der Weisen aus dem Morgenland, der Sterndeuter, der Heiligen Drei Könige, eine der wichtigsten christlichen Reliquien, ein handgreifliches Zei- chen und Zeugnis der Fleischwerdung Christi, der sich als Licht der Völker diesen ersten Ver- tretern der ganzen Menschheitsfamilie offen- bart. So erzählt die Gestaltung des Dreiköni- genschreins die ganze Heilsgeschichte, vom Aufbruch des Volkes Israel aus Ägypten bis zur Vollendung der Welt am Tag der Wiederkunft des Herrn. Maria bildet den Thron für den neu- geborenen Herrn der Welt. Die Figuren der Propheten und Apostel an den Seitenwänden stellen den Weg des Gottesvolks des Alten und Neuen Bundes durch die Geschichte dar. Der Edelsteinschmuck ist nicht nur prachtvoll, son- dern auch als Chiffre zu deuten. Die erlesenen, teilweise antiken Steine, Kameen und Gemmen fügen die Symbolwelt der heidnischen Götter in den Heilsplan ein: Das helmbewehrte Haupt der Pallas Athene und der Kopf des Herakles stehen für Klugheit und Tapferkeit – Tugenden, die sich in der Gestalt der Gottesmutter vollenden. Dem todbringenden Medusenhaupt auf der einen steht ein besonders kostbarer Amethyst, eine blauleuchtende Gemme mit dem lebenspen- denden Antlitz Christi, gegenüber. Die Stelle, wo im Innern die Häupter der Drei Könige ruhen, wird von einem großen Blutjaspis bezeichnet. Er zeigt Mars und Venus, der der Lorbeerkranz überreicht wird, denn nicht dem Krieg, sondern der Liebe gebührt der Sieg. Dem entspricht auf Köln, Dom, Dreikönigenschrein, Stirnseite, Detail: Anbetung der Heiligen Drei Könige  © Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: Matz und Schenk IM LAND DES HERRN

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