Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 2
2/2022 17 ten, dass er Frauen anders behandelt hat, als es zu seiner Zeit üblich war, dann mögen diese Berichte im Detail ungenau (und legendär aus- geschmückt) sein. In ihrer Grundtendenz aber sind sie wohl historisch und glaubwürdig, da kein Evangelist von sich aus auf die Idee gekommen wäre, Episoden zu erfinden, in denen Jesus den Wert der Frauen herausstellte (von dem der pat- riarchalisch geprägte Evangelist nur „widerwillig“ überzeugt war). Da wir nun eine ganze Menge solcher „frauenfreundlicher“ Geschichten im Neuen Testament haben, können wir mit großer Sicherheit sagen: Jesus war nicht nur originell in seiner Frömmigkeit und in seinem Gottesbild, er war auch ebenso originell in seiner Haltung gegenüber den Frauen, d. h. er machte den in seiner Umgebung herrschenden „Kult des Männ- lichen“ nicht mit, sondern betrachtete die Frau als das, was sie von der Bibel her war und sein sollte: Gleichberechtigte Partnerin des Mannes, „Fleisch von meinem Fleisch“ (Gen 2,23). – Die folgenden Ausführungen bestehen darin, dass wir Material vorlegen, durch das diese Grund- these untermauert wird. Dabei können wir selbstverständlich nicht alle einschlägigen Stel- len behandeln. Aber die wichtigsten werden zur Sprache kommen und sie werden hinreichend deutlich machen, wie Jesus den Frauen gegen- über gefühlt und gehandelt hat. Heil für alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht Schon bei Markus, dem ältesten Evangelisten (er schreibt um 70 n. Chr.), finden wir eine Reihe von Wundergeschichten, in denen Frauen vor- kommen. Denken wir z. B. an die Heilung der Schwiegermutter des Petrus (Mk 1,29–31): Sie war von einem „Fieber-Dämon“ befallen und wurde durch Jesus, indem er ihre Hand ergriff und sie aufrichtete, geheilt. Anschließend „sorgte sie für Jesus und seine Jünger“ (vgl. Mk 1,31). Frau in der jüdischen Gesellschaft Frau in der jüdischen Gesellschaft Heilung der Schwiegermutter des Petrus, Griech.-orthodoxe Allerheiligenkirche München © Petrus Schüler
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