Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 2
2/2022 23 Wesentliches am überlieferten Jesus-Bild fehlen. Sie macht uns mit überwältigender Eindring- lichkeit klar, wie das Verhältnis Jesu zu den Frau- en seiner Umwelt beschaffen war. Es war geprägt von Achtung, Liebe und Fürsorge, es war Aus- druck eines tiefen Respekts vor dem Ebenbild dessen, der den Menschen nicht nur als Mann, sondern als „Mann und Frau“ geschaffen hat (Gen 1,27). Bemerkungen zum Schluss Jesus hat gewiss nicht mit Worten eine neue Leh- re über die gesellschaftliche Stellung der Frau verkündet (das war für ihn kein Thema), aber er hat durch sein praktisches Verhalten die Frau- en zweifellos aufgewertet und ihnen in seiner Bewegung eine Rolle zugewiesen, in der sie den Männern gleichberechtigt waren. Das Christen- tum war von Anfang an ebenso eine Frauen- wie Männerreligion. Dass in der späteren Entwicklung der Jesus- Bewegung zur Großkirche die Frauen wieder in den Hintergrund gedrängt wurden, geht wohl auf Rechnung des abendländisch-römischen Patriarchalismus, der sich in der christlichen Kirche ungebührlich breitmachte. Zum Glück gab es aber in allen Epochen Frauen, die die Evangelien aufmerksam lasen und aus ihrer Beschäftigung mit Jesus Anstöße erhielten, die volle Selbstverwirklichung ihrer christlichen Persönlichkeit zu beanspruchen. In unseren Tagen scheint die Zahl dieser Frauen zuzuneh- men. Und jeder Christ , dem an der Verwirk lichung der Absichten Jesu gelegen ist, wird sich darüber freuen. (Leicht gekürzte Version. Wenn möglich haben wir bei den biblischen Texten auf die neue Einheitsübersetzung 2016 zurückgegriffen; wo es im Zusammenhang des Textes „flüssiger“ war, wurde die vorherige Einheitsübersetzung benutzt). Christus und die Ehebrecherin, Neapel, Certosa S. Marino © Petrus Schüler Frau in der jüdischen Gesellschaft Frau in der jüdischen Gesellschaft
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