Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 2

2/2022 25 eine heilige Zahl und kommt sehr oft (nicht nur) in der Bibel vor. • Im Hebräischen hat jeder Buchstabe (wobei nur die Konsonanten geschrieben werden) auch einen Zahlenwert. Die Summe der im Namen David verwendeten Konsonanten (D=4; V=6) beträgt 14. Die Zahl 14 weist damit auf David hin. Für Matthäus Jesus ein Nachkom- me Davids. David gilt in biblischer Tradition als Verheißungsträger für Gottes Handeln. Jüdische Stammbäume laufen in der Regel über Männer (auch wenn ein Kind bis heute als jüdisch gilt, wenn es von einer jüdischen Mutter geboren wurde). Umso mehr erstaunt es, dass im Stammbaum Jesu vier alttestamentliche Frauen­ namen aufscheinen – und damit verbunden natürlich auch ihre Geschichten. Für christlich geprägte Leser gibt es wesentlich bekanntere und „heiligere“ Frauen als diese von Matthäus erwählten. Warum nimmt Matthäus gerade diese vier Frauen in das Konzept seines Stammbaumes auf ? • Bei allen vier Frauen handelt es sich um „Hei- dinnen“ (= Nicht-Jüdinnen). Zur Zeit des Mat- thäus gibt es bereits viele Christen, die aus dem Heidentum kommen. Mit der Einflechtung die- ser Ahnfrauen legitimiert Matthäus – ebenso wie mit dem Rückgriff bis zu Abraham (in des- sen Segen alle Geschlechter hineingenommen sind!) – dieses Faktum. • Die Geschichten aller vier Frauen sind geprägt von aktivem und unkonventionellem Handeln. Sie fallen aus dem Rahmen. Ihr Tun sichert jedoch jeweils das Leben und Überleben des Gottesvolkes. Jesu Weg wird als „neuer Weg“ beschrieben. Seine Ansage der bereits ange- brochenen Gottesherrschaft und die damit ver- bundene Handlungsweise war ebenfalls außer- halb der religiösen Konventionen seiner Zeit. Die Botschaft von der Auferweckung verheißt schließlich in unüberbietbarerWeise Leben. • Nachdem der Stammbaum voller Zahlensym- bolik ist, könnte man überlegen, ob nicht gera- de auch die Zahl der Frauen, also 4, hier nicht ebenfalls symbolisch zu deuten ist. Gerade die kosmische Komponente könnte den uni- versalen Anspruch Jesu betonen, ist doch in der letzten Perikope dieses Evangeliums vom „Hinausgehen in alleWelt“ die Rede. Die Linie der vier alttestamtentlichen Frauen führt letztlich wiederum zu einer Frau, die eine bedeutsame Rolle in der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen spielt: Maria. Kurzinformation zu Tamar Die Geschichte der Tamar ist eingebettet in die Geschichte Judas (einer der zwölf Söhne Jakobs, über den die Linie bis David weitergeht). Die Einheitsübersetzung überschreibt Gen 38 mit „Die Familiengeschichte Judas“. Bei genauerem Hinsehen müsste es wohl eher heißen „Tamars Handeln rettet den Stamm Juda“. Juda heiratet die Kanaaniterin Schua. Dieser Ver- bindung entstammen drei Söhne: Er, Onan und Schela. Für den Ältesten sucht der Vater eine Frau: Tamar. Sein Sohn Er stirbt aber früh, weil er in den Augen Gottes böse war (damalige Inter- pretation für einen frühen Tod!). Es gibt auch noch keinen Erben. Daher bestimmt Juda Onan dazu, mit Tamar die Schwagerehe (= Leviratsehe) einzugehen. Dieser Rechtsbrauch zielt darauf ab, dass der erste Sohn aus dieser Verbindung als Sohn des Verstorbenen gilt und so das Über- leben des Stammes gewährleistet ist. Onan spielt hier nicht mit – er verweigert dies, verhält sich also gegen das gängige Gesetz, indem er jedes Mal den Samen zu Boden fallen lässt, wenn er mit Tamar verkehrt. Wiederum wird hier Gott ins Spiel gebracht, der solches Tun bestraft (das Bild des strafenden Gottes darf hier ruhig hinterfragt werden!). Eigentlich wäre nun der dritte Sohn an der Rei- he gewesen, seinerseits die Schwagerehe einzu- gehen, aber die Angst Judas, auch diesen Sohn noch zu verlieren, ist zu groß. Für ihn ist es scheinbar klar, dass Tamar die Schuld am Tod seiner beiden Söhne trägt. Sie wird kurzerhand zurück ins Vaterhaus geschickt. Seine Ausrede: Schela sei noch zu jung. Es gibt keine größere Schande für eine Frau als kinderlos ins Vater- haus zurückgeschickt zu werden. Nach dama- Ahnfrauen Jesu Ahnfrauen Jesu

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