Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 2

2/2022 27 vor dem sicheren Tod. Sie hat keine Angst, die Leute ihres eigenen Königs in die verkehrte Richtung zu schicken. Auf diese Weise eröffnet sie den Kundschaftern einenWeg zur Flucht. • Als Nicht-Israelitin weiß sie mehr über den Gott Israels als die eigenen Leute: Jahwe wird dem Fremdvolk das Land geben – das ist ihre feste Überzeugung. Und sie weiß auch von der Großtat der Rettung am Schilfmeer (Aussage: Jahwes Rettungstat ist auch den anderen Völ- kern bekannt geworden und hat offensichtlich bewirkt, dass andere von diesem Gott beein- druckt sind und sich ihm zuwenden). • Als Nicht-Israelitin legt sie ein Bekenntnis zu Jahwe ab, das seinesgleichen sucht: „Denn der Herr, euer Gott, ist Gott droben im Himmel und hier unten auf der Erde.“ (Jos 2,11). Ein umfassenderes Bekenntnis gibt es nicht. • Als Nicht-Israelitin nützt sie nun die Gunst der Stunde und wechselt die Seiten. Sie erweist den Kundschaftern ihre Hilfe, verlangt aber ihrerseits nun auch von ihnen Loyalität: Sie nimmt ihnen das Versprechen ab, sie selbst und ihre Familie bei der Eroberung von Jeri- cho zu verschonen. Mit einem purpurroten Seil soll sie ihr Haus kenntlich machen. Die Kundschafter verspre- chen ihr, dass alle, die sich mit ihr in diesem Haus befinden, verschont werden. Rahab, eine Frau und Nicht-Israelitin wird in dieser Geschichte den Israelitinnen als Bei- spiel hingestellt, was es heißt, auf Gottes Hil- fe zu vertrauen. Gott beruft – von der anderen Seite angesehen – nicht nur Leute aus seinem eigenen Volk, wenn es darum geht, den Lauf der Geschichte in die vorgeschriebene Richtung zu bewegen. Nicht Abstammung aus dem aus- erwählten Volk ist die Garantie, sondern einzig Glauben und Vertrauen an den Gott des Exodus (= Auszug aus Ägypten und Rettung am Schilf- meer). In der Gestalt der Rahab wird auch deut- lich, dass es darum geht, zur rechten Zeit das Rechte zu tun – auch wenn es aus der Sicht des Volkes der Rahab anders aussehen würde, denn „Sie hat die Boten aufgenommen zum Anteil am Leben!“ Rahab lässt die purpurne Schnur von Jerichos Mauern hinab – Fresko in der ehem. Franziskanerkirche Klosterlechfeld © Petrus Schüler Ahnfrauen Jesu Ahnfrauen Jesu

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