Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 2

2/2022 29 als Führung Gottes: Er birgt die Fremde unter seinen Flügeln (2,12). Boas, der Verwandte, gibt seinen Knechten Anweisung, mehr Ähren lie- gen zu lassen und sie zu schützen (sie kommt unter die Obhut seiner Mägde – wiederum eine Frauengruppe). Reich beladen kehrt Rut zu ihrer Schwiegermutter zurück und wird auf diese Wei- se zu deren Ernährerin. Noomi möchte ihrerseits ihrer Schwiegertoch- ter (und auch sich selbst) eine Zukunft sichern: Rut geht auf Anweisung Noomis des Nachts auf die Tenne und legt sich zu Füßen des Boas – was durchaus in erotischem Kontext zu ver­ stehen ist. Als er um Mitternacht aus dem Schlaf aufschreckt, bittet sie ihn mit der For­ derung: „Breite den Saum deines Mantels über deine Magd, denn du bist Löser“ (3,9) um die Ehe. Ein Löser war ein Verwandter, der verpflichtet war, zum Erhalt des Besitzes (vor allem Land) dieses zu kaufen, wenn kein Erbe da war bzw. versklavte Angehörige zurück zu kaufen. Boas nimmt Rut und Noomi zu sich. Rut wird schwanger (= Segen Gottes wird sichtbar) und gebiert einen Sohn. Auch am Schluss stehen wiederum die Frauen im Mittelpunkt: Rut, die Mutter, Noomi, die die Wärterin des Kindes wird und die Nachbarinnen, die dem Kind den Namen geben. Das innige Verhältnis zwischen Rut und Noomi kommt in den Aussagen der Nachbarinnen zum Ausdruck: „... denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, hat ihn gebo- ren, sie, die mehr wert ist als sieben Söhne.“ (4,15) Die enge Bindung der beiden Frauen zu- einander, ihre Solidarität und das gegenseitige Wohlwollen sichert beiden eine Zukunft. Ahnfrauen Jesu Ahnfrauen Jesu Rut 2,3–8 Ölgemälde in der Casa Nova, Betlehem  © Petrus Schüler

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