Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 2
2/2022 7 vorhergehenden Nacht wurde in Jenin ein Paläs- tinenser erschossen. Auf demWeg nach Norden kommt man am geschichtsträchtigen Tell Dotan vorbei (siehe Genesis 37–50) und dem im Text erwähnten „Josefs-Brunnen“. Ich war einiger- maßen überrascht , dass mein muslimischer Begleiter den Ort so gut kannte. Im Koran ist die- se Geschichte erwähnt aber nicht lokalisiert – es gibt allerdings einen Ort unweit des Sees Genne- saret wo die muslimische Tradition einen Brun- nen zeigt. Unser erstes Ziel war Burkin, ein Ortsteil von Jenin, wo die Heilung der zehn Aussätzigen loka- lisiert wird (Lk 17,11–19). Die kleine griechisch- orthodoxe Kirche hat im Inneren zwei Höhlen, in denen die Aussätzigen gehaust haben sollen. Wenige Pilger kommen hierher und es sind nur 68 Christen die hier unter 5000 Moslems leben. Umso mehr freut sich die Familie, welche die Schlüssel verwahrt, wenn Gäste kommen. Auf dem Hauptplatz der Kleinstadt fielen mir die Männer auf, die untätig herumsaßen – Grund war nicht der Ramadan, Grund war die Schließung der Checkpoints zu Israel für die, welche dort eine Arbeits- erlaubnis haben. Nur eine Stunde nach unserem Besuch in Burkin kam es dort zu Auseinandersetzungen mit der israe- lischen Besatzungsarmee und ein Paläs- tinenser wurde erschossen. Nächstes Ziel war Sababde (oder Zabab- deh), nur wenige Kilometer von Jenin entfernt und im Kern eine christliche Ortschaft. Unter den fünf Kirchen des Ortes gibt es eine schöne römisch- katholische Kirche mit Schule und Pfarrzentrum und in direkter Nachbar- schaft ein Haus der Rosenkranzschwes- tern, in dem auch die im Jahre 2015 heiliggesprochene Sr. Marie Alphonsine Ghattas eine Zeit lang wirkte. Es gibt auf dem Gelände der Schwestern einige sehenswerte byzantinische Mosaike. Aus Sababde stammt Msgr. Jamal Khader, ein Priester des Lateinischen Patriar- chates, der erst kürzlich (6. Mai 2022) durch Pat- riarch Pierbattista Pizzaballa zum Weihbischof geweiht wurde. In Sebaste, Nisf Jubeil und in Jericho konnte ich nur staunen über die Arbeit von „Pro Ter- ra Sancta“: in Jericho werden Mosaike – meist auf Bestellung – hergestellt, in Nisf Jubeil sind mittlerweile vier Frauen aus dem Dorf mit der Keramikherstellung beschäftigt und lassen sich auch nicht durch ausbleibende Besucher wegen Corona den Mut nehmen: mittlerweile wird der größte Teil der Produktion über das Internet ver- kauft. Im benachbarten, liebevoll restaurierten Haus (mit Hilfe u. a. der „Missionszentrale der Franziskaner“) gibt es eine Küche, wo man mit den arabischen Frauen gemeinsam kochen kann. Nordafrikanische Pilger © Petrus Schüler Reise ins Heilige Land Reise ins Heilige Land
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