Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 3
IM LAND DES HERRN 16 3/2022 gen in die Höhe ein schwarzer recht forchtsam- und stinkender Dampf, welcher gleichsam ein Sinnbild der Hölle, und also ungesund ist, daß sich um solche Zeit kein Mensch, absonderlich kein ungewohnter Ausländer, nahe hinzu wagen darff ohne zu erkranken. Ich bin zwar bey diesem Meer nicht völlig gewe- sen, doch habe ich es zimlich nahe betrachtet und gefunden, daß alle umliegende Berge ganz unfruchtbar, und nicht ein einziger Vogel…allda sich aufhalte, wohl aber eine grosse Anzahl und ganze Bruthen der vergiffteten Schlangen und Nattern. Man sagt auch, daß in der Gegend solche Aepfel wachsen, welche aussenher schön anzuse- hen, innenwendig aber lauter Staub und Aschen seyen, ich habe aber selber keinen zu sehen bekommen. Der Nahm das Todte Meer wird diesem Sumpf auch aus dieser Ursach halber beygelegt: weil nichts lebendiges darinnen anzutreffen von eini- ger Gattung der Fischen: ja die Fisch so der hin- einfallende Jordan mit sich reisset, sind augen- blicklich todt. Diese Beobachtung des Toten Meeres deckt sich mit einer der wohl ältesten Darstellungen des Toten Meeres und des Heiligen Landes über- haupt: der „Madaba-Karte“. Dieses Mosaik, auf- gefunden im Jahre 1894, ist in die Mitte des 6. Jh. n. Chr. zu datieren. Der hier gezeigte Aus- schnitt zeigt Fische im Jordan: der Fisch, der sich (vom Norden, hier links) dem Toten Meer nähert, weicht vor dem salzigenWasser zurück. Ueberdaß, weil dieses Wasser viel bitterer und gesalzener, als ein anderes Meer-Wasser, so grabet man an dem Gestad grosse Gruben, worein die aufsteigenden Wellen von diesemWasser eingüs- sen: nach und nach kocht solches die Sonne aus, und wird zu einem grauen brauchbaren Salz: die Arabier und Türken wissen dieses Salz zu ihrem grossen Gewinn zu gebrauchen. Salzbildung am Strand des Toten Meeres ähnlich der Beschreibung im Text © Petrus Schüler
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