Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 3

3/2022 17 ittmoning, 30 Kilometer nördlich von Salzburg am Ufer der Salzach gelegen, ist in den letzten Jahren dadurch zu einiger Bekanntheit gelangt, weil Papst Benedikt XVI. eini- ge seiner Kinderjahre dort verbrachte. Dass diese „salzburgische“ Stadt heute in Bayern liegt, ist ein Ergebnis des „Wiener Kongresses“ 1814–1815: Prägend für die geistliche Entwicklung war das hier ansässige Kollegiatstift, darum trägt der Pfar- rer der Gemeinde auch den ehrenvollen Namen „Stiftsdekan“. Das heutige Pfarrhaus oberhalb der stattlichen Pfarrkirche war seit je her der Sitz des Dekans und verfügt über einen sehr gepflegten Garten, in dem sich eine Nachbildung des Heili- gen Grabes zu Jerusalem befindet. Erst vor einigen Jahren wieder aus einem „Dornröschen-Schlaf “ erweckt, ist diese sehenswerte Heilig-Grab-Kapelle für die Öffentlichkeit zugänglich; das ansteigende Gartengrundstück ist so gestaltet, dass verschie- dene biblische Zitate hinführen zum Grabbau, sozusagen eine Art Kreuzweg der zum Ort der Auf- erstehung Jesu hinführt. Schon am Eingang zum Gelände verrät das „Jerusalem-Kreuz“ den Bezug zum Heiligen Land, wie auf dem Foto im Inhalts- verzeichnis auf Seite 3 erkenntlich ist. Der schön proportionierte Tuffquaderbau trägt eine Holzlaterne und ist mit den ortsüblichen Holzschindeln gedeckt. Die umlaufenen Bögen erinnern ganz stark an das Aussehen des Heiligen Grabes in Jerusalem, wie man es von Darstellun- gen aus der Zeit der Erbauung des Tittmoninger Nachbaues kennt, nämlich der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das Innere jedoch weicht vom Original ab: es gibt keine „Engelskapelle“ wie in Jerusalem, sondern nur die eine Grabkammer, die dann aber wieder dem Original in Anlage und Grö- ße gleicht. Die Figur des toten Heilands aus Terra- kotta ist eine gute Arbeit des 18. Jahrhunderts. Wenige Meter entfernt, am Chor der Pfarrkirche, findet man eine nicht allzu häufige Darstellung: der Abschied Jesu von seiner Mutter – und hier zusätzlich – den Jüngern vor seinem Leiden. Seit dem 15. Jahrhundert taucht dieses Motiv in Die Heilig-Grab-Kapelle in Tittmoning und die Palästinakapelle in Maria Alm Petrus Schüler Heilig-Grab-Kapelle Tittmoning  © Petrus Schüler T

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