Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 3
3/2022 19 licher Hof befand sich nur einen Steinwurf weit entfernt von der späteren Kapelle an dem Platz, der heute vom Gebäude der Post eingenommen wird. Über seine Heilig-Land-Pilgerreise sind wir sehr gut informiert durch ein von ihm ver- fasstes Buch: „Des Pinzgauer Bauers Johann Eder vom Ebengute in Alm Pilgerreise nach Jeru- salem und Rom im Jahre 1856, und Wallfahrt nach Maria Zell im Jahre 1857“ Salzburg, Endl & Penker, 1862. Sicher hat Johann Eder nicht ohne Hilfe geschrieben, verrät der Text doch ein Detailwissen, welches er als Bauer, Gastwirt und Krämer kaum gehabt haben kann. Eder erwähnt in seinem Buch öfter, dass er Bauer ist und sieht aus diesem Blickwinkel viele landwirtschaft liche Dinge im Heiligen Land. Ein Mitpilger, der Geistliche Joseph Strigl, berichtet sogar, dass er einmal einen Bauern auf dem Feld bat, doch ein Stück seines Feldes pflügen zu dürfen – und es dann auch tat! (Strigl „Die Pilgerfahrt nach Jeru- salem und Palästina im Jahre 1856“) Doch lassen wir den „Ebnerhansl“ selbst zu Wort kommen, was seine Motivation zu dieser um diese Zeit doch sehr gewagte Reise betrifft („Mein Entschluß“): Im vorigen Jahre den 29. Mai am Pfingstdiensta- ge kam der Hochw. Herr Joh. Kaltner, Pfarrkurat im löbl. St.-Johannes-Spitale zu Salzburg, als Pilger auf seiner Rückreise von Jerusalem hierher nach Alm und hielt in unserer Vikariatskirche …das hl. Hochamt und Nachmittags den Schluß der Andacht mit Predigt, Vesper und Prozession. Dieses hochwürdigen Herrn glücklich vollendete Pil- gerreise trug nicht wenig bei, daß sich in mir der völlige Entschluß entwickelte, die Pilgerfahrt bei nächster Gelegenheit zu unter- nehmen. Als daher für das heuri- ge Jahr der Aufruf zur Pilgerreise nach Jerusalem von dem löbl. Severinus-Vereine in öffentlichen Blättern erschien, machte ich meine Schritte zur Ausführung meines Vorhabens. Erst 1855 hatte der „Severinus-Verein“ in Wien die erste derartige Pilgerfahrt organisiert und durch- geführt – das war somit der Beginn von modernen, organisierten Pilgerfahrten, die später vielen Men- schen aus dem deutschsprachigen Raum die Mög- lichkeit boten, das Heilige Land kennenzulernen. Der erwähnte Johann Alois Kaltner (1812–1867) stammte aus Saalfelden, nur wenige Kilometer von Maria Alm entfernt. Er folgte schon 1855 dem ers- ten Pilgerzug und wurde für den „Ebnerhansl“ zu einem Wegbereiter. Kaltner schreibt selbst, dass, wenn sich nicht die Möglichkeit zu dieser orga- nisierten Pilgerreise durch den Severinus-Verein geboten hätte, er den Gedanken gehegt hatte, mit den beiden Franziskanern Heribert Witsch und Engelbert Kolland zu reisen. Es soll noch erwähnt werden, dass diese frühen Pilgerfahrten so einge- richtet wurden, dass die Karwoche mit ihren ergrei- fenden Zeremonien in Jerusalem verbracht wurde. Lassen wir Johann Eder noch einmal zuWort kom- men, wenn er am Ende seines Berichtes schreibt: Wahrlich hätte mich diese Pilgerreise noch so viel, ja Alles Irdische gekostet, hätte ich noch so viel zu leiden gehabt, sie reute mich nicht. Immer aber schweben mir jetzt die Worte des hochw. Herrn Pfarrer Kaltner vor: Eine Pilgerfahrt, Gottlob! Überstanden, sie bleibe mir ein Vorschub zur Vollbringung der Andern – ins himmlische Jerusa- lem. Zur Pilgerfahrt in das himmli- sche Jerusalem brach der jetzt wegen Ortswechsel „Ilgen Hansl“ genannte Johann Eder im Jahre 1887 auf, 16 Jahre nach derWeihe der Palästinakapelle. Nach Osten zu und damit auch in Richtung der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Alm, haben seine sterbli- chen Überreste einen würdigen Platz gefunden. „Ruhestätte des Pilgers nach Jerusalem“ steht über seinem Grabstein und zeigt damit, dass diese Wallfahrt das für ihn prägendste Erlebnis sei- nes Lebens war. Grabstein des Johann Eder © Petrus Schüler Tittmoning und Maria Alm Tittmoning und Maria Alm
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