Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 3

20 3/2022 nlässlich eines Besuches in Jerusalem im Sommer 2022 hat P. Firas Lutfi, Oberer der „Region St. Paul“ (der Teil der Kusto- die des Heiligen Landes, der den Libanon, Syrien und Jordanien umfasst) über die aktuelle Lage in den drei Ländern berichtet. P. Firas ist selbst Syrer und lebt in unserem Kon- vent in Beirut, der nicht weit vom Hafen der Hauptstadt entfernt ist. Traurige Berühmtheit hat dieser Hafen ja durch die verheerende Explo- sionskatastrophe im Jahre 2020 erlangt, bei der 207 Menschen ums Leben gekommen sind und weitere 6500 Personen verletzt wurden. Lassen wir aber P. Firas selbst zuWort kommen: „Wir können uns an den Oktober 2019 (Beginn der Demonstrationen und Proteste gegen das Unvermögen der Regierung, die schlechte ökono- mische Lage in den Griff zu bekommen) als den Beginn einer sozialen, politischen und wirtschaft- lichen Krise erinnern, die im Libanon immer noch gegenwärtig ist und sich im folgenden Jahr durch den Beginn der Corona-Pandemie und die gewaltige Explosion im Hafen von Libanon ver- schlimmert hat. So verlor die libanesische Mittel- schicht ihre Ersparnisse. Dramatisch wurde die Situation der armen Bevölkerungsschichten, so dass mittlerweile 80 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze leben. Es handelt sich um die schwerste Finanz- und Wirtschaftskrise in der Geschichte des Libanon seit seiner Gründung bis heute. Folge ist eine anhaltende Fluchtbewegung, die besonders die Jugend des Landes erfasste.“ Besser sei die Lage in Jordanien, auch wenn die Pandemie natürlich nicht vor dem Haschemi­ tischen Königreich Halt gemacht hat. „Jordanien war in die sozialen und politischen Turbulen- zen des sogenannten Arabischen Frühlings vor- erst nicht verwickelt und ist ein ziemlich stabi- les Land. Die Pandemie hat jedoch ganz klar die Armut der Menschen erhöht. Was die Präsenz der Franziskaner betrifft, gibt es das Heiligtum auf dem Berg Nebo, von wo aus Mose das Gelobte Land sah und das ,Terra Santa College‘ in Amman, eine der ältesten Bildungseinrichtungen des Lan- des und ein Beispiel für exzellente Schulbildung und friedliches Miteinander. Diese Schule mit 1200 Schülern kann trotz der Konkurrenz von rund 700 Privatschulen in der Hauptstadt ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot garan- A Aktuelle Lage der Franziskaner im Libanon, in Jordanien und Syrien

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