Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 3

3/2022 27 die „Madonna der Palästinafahrer“, ein klassisch schönes Relief, welches heute noch im Kreuz- gang des Mainzer Doms zu sehen ist. Die lateinische Inschrift ist eine freie Abwand- lung eines Psalmtextes (Psalm 86,17) und wird auf die Gottesmutter bezogen; hier die deutsche Übersetzung: Tu mir ein Zeichen durch das Gute; das sollen jene sehen die mich hassen und sie sollen sich schämen, weil du mich unterstützt und mich getröstest hast, Himmelskönigin. Im Heiligen Land begegnet unser Autor auch dem Dominikaner Felix Fabri, der uns ebenfalls eine aufschlussreiche Pilgerbeschreibung hin- terlassen hat. Fabri war schon das zweite Mal im Heiligen Land und in der Folge setzen die Grup- pe ihre Pilgerfahrt gemeinsam fort und treten auch den Heimweg gemeinsam an. Ohne zu detailliert auf die Reise einzugehen, kann man einmal feststellen, dass unser Pil- ger gut vorbereitet war: er kannte den Bericht von Hans Tucher, herausgegeben im Jahre 1482 und damit „brandneu“, er kannte die klassi- schen Autoren. Er diskutierte unterwegs mit Felix Fabri und er integriert in seinem Bericht Sprachstudien zur arabischen Sprache sowie einen Abschnitt über Jerusalem von anderen Autoren. Das macht die Art seiner „Peregrinatio“ aus: weniger ein persönlicher Bericht als mehr eine umfassende Sammlung von Informationen und damit „Anleitung“ zu einer Reise ins Heilige Land. Zum großen Erfolg dieses Buches trugen natür- lich auch die Holzschnitte Reuwichs bei. Allein die Ansicht der Grabeskirche in Jerusalem muss jedem bekannt sein, der sich jemals mit Jeru- salem befasst hat. Ob Reuwich sich dabei nicht vielleicht doch an anderen schon vorhandenen Zeichnungen orientiert hat, ist in der Forschung noch umstritten. Unstrittig jedoch ist beispiels- weise der Wert der prächtigen Stadtansichten. Das Panorama von Jerusalem hat später auch Ansichten in der „Schedelschen Weltchronik“ beeinflusst. Leider sind in vielen Ausgaben des Buches später diese Panoramen herausgenom- men worden, um sie einzeln zu verkaufen. Damit erhöht sich unter anderem auch der Wert der beiden Ausgaben, die wir in München besitzen: es han- delt sich erstens um eine deutsche Ausgabe aus dem Jahre 1486 und um eine spätere lateinische Ausga- be. In der deutschen Ausgabe sind die meisten Holzschnitte koloriert worden, in der lateinischen Aus­ gabe finden wir Holzschnitte gera- dezu „druckfrisch“. In der einen Ausgabe finden wir die üppigen, übergroßen Stadtpanoramen noch eingefügt , in der anderen Ausga- be fehlen sie. Auch die Druckart unterscheidet sich: die deutsche Fassung gibt nur bei den großen Anfangsbuchstaben eine Möglich- keit, diese später zu kolorieren; im lateinischen Text werden sehr viele Buchstaben fast durchweg farbig hervorgehoben. Unsere lateinische Ausgabe wurde in ihrer Geschichte Ansicht der Grabeskirche aus Breydenbachs Buch, Klosterbibliothek München St. Anna  © Petrus Schüler Bernhard von Breidenbach Bernhard von Breidenbach

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