Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 3
3/2022 37 einer zwölf Meter hohen Christkönig-Statue, die Abouna Jakob bauen ließ. Hat er außer den sozialenWerken auch etwas für den Dialog der Religionen getan? Da er seinen Glauben schätzte und dafür dank- bar war, wünschte er sehr, dass sich Muslime zum christlichen Glauben bekehrten. Er wusste aber, wie schwer und selten das ist. Doch wollte er wenigstens die Voraussetzungen schaffen. Darum eröffnete er in den Dörfern im gebirgigen Libanon 163 Schulen, die über 7.500 Schüler aufnehmen konnten und bot ihnen christlichen Glaubensunterricht an. Er selbst ging immer zu Fuß in Sandalen, manchmal 30 Kilometer amTag, über der Schulter den Bettel sack voller Bücher, meist kleine Katechismen; so besuchte er die Studienzentren und war zum offe- nen Dialog bereit. In den letzten Jahren litt er an Leukämie. Er starb, nach einem letzten Kuss des Kreuzes, am 26. Juni 1954, fast 80 Jahre alt. Wie kam es zur Seligsprechung? Auch in diesem Fall ging die Initiative vom Volk aus und kann als ökumenisch bezeich- net werden. Denn schon zu Lebzeiten erhielt P. Jakob von Ghazir Sympathie und Anerken- nung. Für seine Verdienste überreichte ihm die Regierung des Libanon zwei Gold- und drei Silber-Medaillen und verlieh ihm den Grad eines Offiziers des Zedern-Ordens. Höchste Autori- täten ziviler und religiöser Art wünschten die Seligsprechung, die 1960 in Beirut eingeleitet wurde und 1982 zum Abschluss kam. Die eigent- liche Seligsprechung war dann am 22. Juni 2008. Das Grab des Seligen ist in der von ihm gebauten alten Kirche „Notre Dame de la Mer“ in Oall-ed- Dib. Menschen aller Religionen und Nationen kommen zu diesem Grab. Sie sprechen nur von ihrem Abouna Jakob, ihrem Vater Jakob, ver- trauen ihm ihre Anliegen an und gehen getröstet nach Hause. Der Libanon hat ein neues geistli- ches Band gefunden, das alle eint. Solche Persön- lichkeiten sind für jede Gesellschaft wichtig. Mutterhaus der Schwestern © Petrus Schüler Jakob von Ghazir Jakob von Ghazir
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=