Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 3
3/2022 5 tischen „Weihnachtskirche“ in Betlehem gesorgt und als nächstes Projekt im wilhelminischen Bauprogramm folgte die protestantische Erlöser- kirche in der Altstadt Jerusalems, welche beim besagten Besuch am Reformationstag 1898 ein- geweiht wird. Das dafür besorgte Grundstück hatte letztlich mit 200.000 m 2 eine stattliche Größe, vielfältig waren auch die Anforderungen: ein Pfarrhaus war ange- dacht, ein Sanatorium speziell für Malariakranke, ein Hospiz für Pilger. 1907 erfolgte die Grund- steinlegung, die Weihe von Kirche und Kranken- haus war schon drei Jahre später am 9. April 1910 – eine Meisterleistung des Architekten Carl Gause und seines Mitarbeiters Robert Leibnitz, kamen doch die meisten Baumaterialien (Holz, Metall) wie auch die Einrichtung (Mosaike, Vorlagen für Steinplastiken, Orgel) aus Deutschland. Der Kirchenbau bedient sich hauptsächlich der romanischen Formensprache, klassisch ist bei- spielsweise der Türsturz im Erdgeschoss, der sehr stark an derartige deutsche Vorbilder, speziell im Umfeld des Harzes, erinnert. Der Innenraum der Kirche überrascht durch sei- ne reiche Ausstattung, die noch aus der Erbau- ungszeit stammt. Auf dem Apsis-Mosaik ist die Himmelfahrt Christi dargestellt – auf leuchtend goldenem Untergrund und gerahmt von anderen prächtigen Mosaikarbeiten (siehe Umschlagbild), ein Werk von Hermann Schaper auf besonderen Wunsch der Kaiserin Auguste Victoria. Das dar- gestellte Thema bezieht sich auf den Titel der Kir- che und war der ausdrückliche Wunsch der Kai- serin Auguste Victoria. Im Kirchenraum verteilt sind andere, sehr bewegte Mosaike (Künstler) zu finden, die alle- samt das Leben Jesu als Thema haben. Die Dar- stellungen sind ganz bewusst ausgewählt worden: allein zwei dieser Mosaike stellen Szenen von biblischen Geschichten auf dem Ölberg da: ein- mal die Ankündigung der Zerstörung Jerusa- lems (Lukas 19, 41–44) sowie der Besuch Jesu bei Maria und Martha in Betanien (Lukas 10, 38–42). Diese Mosaike wurden nach Vorlagen von Ernst Pfannschmidt ausgeführt. Andere biblische The- men finden sich in den Steinmetzarbeiten der Kirche wieder. Ein bemerkenswerter Zyklus tut sich in den Deckenbildern der Kirche auf: Auf der Rückseite unserer Zeitschrift ist das Deckenbild über dem Himmelfahrtskirche Himmelfahrtskirche Türsturz über dem Eingang im Erdgeschoss © Petrus Schüler
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