Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 3

IM LAND DES HERRN 6 3/2022 Altarraum zu sehen: die Heilige Stadt Jerusalem (URBS SANCTA JERUSALEM), eingerahmt von vier Königen der Kreuzfahrerzeit: Gottfried von Bouillon, Balduin I., Balduin II. und Fulko. Ein weiteres Bild über der Orgelbühne zeigt Kai- ser Wilhelm mit seiner Gemahlin Auguste Vic- toria in mittelalterlichen Gewändern mit dem Modell der Kirche in ihren Händen. Sie können einen Ausschnitt dieses Bildes im nächsten Arti- kel auf Seite 7 sehen. Dieses Bild drückt einiges vom Selbstverständnis des Kaisers aus, denn er sieht sich einmal als Nachfolger der mittelalter- lichen Kaiser und auch als Kreuzfahrer, heißt es doch in einem Bericht über seine Reise: „… es begann im Herbste 1898 ein neuer, wundersa- mer, einzigartiger Kreuzzug unter dem Zeichen des Friedens und der versöhnenden Liebe…“. Immerhin fehlt es dem Kaiser trotzdem nicht an persönlicher Frömmigkeit, wie seine Tagebücher belegen und wie es sich auch auf diesem Bild ausdrückt, stehen doch seitlich zwei Engel mit den Spruchbändern „Sapientia“ – „Weisheit“ und „Misericordia“ – „Barmherzigeit“. Das mittlere Bild und damit dominierend im Kir- chenraum ist eine Darstellung von Jesus Christus als Pantokrator, d.h. All- oder Weltherrscher. Um ihn sind die Apostel, Erzengel und Evangelisten dargestellt. Das Kaiserhaus gibt sich selbst also nicht den besten, sondern sogar den beschei- densten Platz im Bildprogramm der Decke. Ein kleines Detail soll noch genannt werden: unter der östlichen Empore befindet sich eine Figur des Mose in einem Rahmen, der sein Vor- bild in der Fassade des Heiligen Grabes in Gern- rode hat, von welchem wir im ersten Heft des ver- gangenen Jahres berichtet haben. Auch die Orgel der Himmelfahrtskirche muss unbedingt erwähnt werden, handelt es sich doch um ein noch im Originalzustand erhaltenes Werk der Firma Sauer aus dem Jahre 1910. Der Klang dieser an sich grundtönigen Orgel ist klar und angenehm warm – unterstützt von der guten Akustik der Kirche. Das Krankenhaus – denn die ursprünglichen Pläne für ein Sanatorium, Fremdenhospiz und Pfarrhaus hatten sich zerschlagen – hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Zuerst von den Kaiserswerther Diakonissen geleitet, war es später der Lutherische Weltbund der das Haus übernahm. Innere Medizin, Chirurgie, Notfall­ medizin, HNO, Onkologie, Radiologie – all das bietet dieses Krankenhaus den arabischen Patienten. Im Jahre 2016 wurden zum Beispiel 22.716 Dialysebehandlungen, 20.088 Chemo- therapie-Behandlungen und 25.585 Strahlen- behandlungen durchgeführt. Bei seiner jüngsten Reise besuchte auch der Präsident der USA, Joe Biden, die „Augusta Victoria“ und sagte weitere Hilfen für die dortige Arbeit zu – was in israe- lischen Kreisen als ein Affront gegen die ange- strebte Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels gesehen wurde. Empfohlene Literatur: Jürgen Krüger: Die Himmel- fahrtkirche auf dem Ölberg in Jerusalem, Königstein im Taunus 2010 Decke der Kirche  © Petrus Schüler

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