Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 4

22 4/2022 re Besitzstück kann er verkauft, verschenkt und verpfändet werden und bildet ein Teil des Erbgutes. Der Sklave war harter Behandlung und Misshandlung wehrlos ausgeliefert , die Sklavin musste ihrem Herrn sexuell zu Willen sein. Nun mussten sich heidnische Sklavinnen, die in den Besitz eines Juden übergingen, in der Regel einem Tauchbad unterziehen, das für sie einem Übertritt zu Judentum bedeutete. Die Sklaven mussten sich der Beschneidung unterwerfen, damit sie als Heiden Speisen durch ihre Berührung nicht unrein machten. Damit gerieten die Sklaven in ein religiöses „Niemandsland“. Sie waren aus der heidnischen Religion ausgeschieden, gehörten aber nicht wirklich zur „Gemeinde Israels“ (zu der nur freie Menschen Zugang hatten). Von dieser Zwitterstellung her bestimmten sich ihre religiösen Rechte und Pflichten. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, können wir sagen: Beide wurden begrenzt durch die Rücksichten auf die Sklavenbesitzer. Ein Sklave war ja nicht Herr seiner Zeit, also konnte er auch keine religiösen Pflichten haben, die eine bestimmte Zeit in Anspruch nahmen. Immerhin hatte jeder heidnische Sklave dasselbe Recht auf Sabbath-Ruhe wie ein Israelit. Ferner durfte er am Passah-Fest und Passah-Mahl teilnehmen. Auch sollte ihn sein Herr (wegen der Beschneidung) nicht an einen Heiden verkaufen dürfen. Im Übrigen aber war der heidnische Sklave sehr kurz gehalten. Er durfte z. B. in der Synagoge nicht vorlesen, auch hatte er vor Gericht nicht das Recht zur Zeugenaussage. Sklave und Sklavin, waren unfähig eine gültige Ehe mit einem Israeliten einzugehen. Und wenn eine Sklavin schwanger wurde und ein Kind zur Welt brachte, war des Kind (wie die Mutter) Eigentum des Sklavenhalters. Jesus sagt einmal zu den Juden (Joh 8,32): „Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien. Sie erwiderten ihm: Wir sind Nachkommen Abrahams und sind noch nie Sklaven gewesen. Wie kannst du sagen: Ihr werdet frei werden?“ – Wenn wir uns vor Augen halten, was wir eben über heidnische Sklaven erfahren haben, verstehen wir, dass „Sklave“ zur Zeit Jesu ein Schimpfwort war, das man nicht leicht hinnahm. In der religiösen Sphäre bezeichnete sich der jüdische Fromme allerdings gern als „Sklave“ oder „Knecht Gottes“. Nicht zuletzt ist es die Gottesmutter Maria, die wir als „Magd, d. h. Sklavin des Herrn“ verehren, ohne uns bei diesem Titel negative und sozialkritische Gedanken zu machen. Jesus und der Zöllner Levi (Matthäus), Griechisch-orthodoxe Kirche in Kafarnaum © Petrus Schüler IM LAND DES HERRN

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