14 2/2023 itus Tobler (1806–1877) trägt zu Recht den Titel eines „Pioniers der Palästinologie“, mehrere Reisen führten ihn in das Heilige Land, von denen er später in mehreren Büchern berichtet. Tobler war ein sehr aufmerksamer Beobachter besonders auch des täglichen Lebens und er gibt uns in seinen „Denkblättern aus Jerusalem“ aus dem Jahre 1853 eine anschauliche Beschreibung, wie es im Suk in der Altstadt von Jerusalem in der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgesehen hat. Zunächst definiert er das Wort „Suk“ so: Suk ist eine Marktgasse mit Krämer- und Arbeiterbuden… Die Franken (damit werden die Europäer gemeint) nennen gemeiniglich das Ganze Kaufhaus oder Basar. Im Folgenden wollen wir ein wenig seinen Ausführungen folgen, um das Aussehen dieser Altstadtstraßen von damals mit den heutigen Gegebenheiten zu vergleichen. Weitaus die meisten Gassen stehen unter freiem Himmel. Doch es gibt auch manche Gewölbe und Dächer, nicht bloß über den Markt- und Budengassen, sondern auch an anderen Orten… Dieses Merkmal fällt dem heutigen Besucher genau so auf wie damals: wenn man zum Beispiel vom Damaskustor in die Altstadt geht, kommt man zuerst auf einen recht großen, abschüssigen Platz, der südlich in die beiden Straßen des „Cardo“ mündet, welche dann über große Strecken überdacht sind. Im weiteren Verlauf des „Cardo“, schon in Höhe der Grabeskirche, verzweigt sich diese Straße in mehrere Gassen und Tobler schreibt: … gibt es drei gewölbte Marktgassen, neben einander, die von Süd nach Nord sich richten. Die westlichste von diesen Gassen heißt Suk el La hem oder, wie man es gewöhnlich aussprechen hört, Lachem, oder Fleischmarkt… Diese Straße, welche damals als Fleischmarkt bezeichnet wurde, ist auch gegenwärtig gut auszumachen: an der Ostseite der Erlöserkirche sich nach Süden hinziehend sind es in dieser Straße vor allem Fleischgeschäfte, die ihre Waren anbieten. Auch am Abend und in der Nacht, wenn alles geschlossen ist, kann man hier den unangenehmen Geruch ausmachen, denn die Reste wie Knochen und Felle bleiben einfach auf dem Pflaster liegen und locken natürlich allerlei Getier an. Tobler unterscheidet die im Suk tätigen „Krämer“ in vier verschiedene Gruppen: Die einen sind solche, welche an der Gasse oder in der Bude arbeiten, und ihre Industrieprodukte sogleich verkaufen, wie der Pfeifenverfertiger, der Pfeifenrohrdrechsler, die Schuhmacher, die Sattler u.a. Diese Handwerker schließen am Abend ihre Arbeitsstätte, verlassen sie, und ziehen über Nacht in ihre Wohnung, welche in geringerer oder größerer Entfernung abliegt. Die anderen Krämer besitzen Läden, wie die unsrigen, und befassen sich mit nichts Weiterem, als mit dem Verkaufe von Waaren. Während dort die Muße mit Arbeit ausgefüllt wird, kann man hier den Müßiggang wie im Abendlande treffen. Die dritten Verkäufer, meist Landleute, besitzen keine Buden, sondern postieren sich in eine Ecke, in einen Winkel, Im Suk von Jerusalem Petrus Schüler Typische Sukstraße T
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=