2/2023 15 Suk von Jerusalem Suk von Jerusalem oder an die Seite der Gasse, während ihre Waaren auf dem Boden liegen. Wenn es wohl geht, verbreitet man einen Teppich auf dem Boden, und hockt darauf…… Die vierte Klasse bilden die ambulierenden Krämer, sei es, daß sie, was noch seltener, einen Gegenstand zur Schau haltend, die Gasse hin- und her-, rauf- oder abziehen … Im heutigen Suk von Jerusalem wird kaum mehr etwas hergestellt; man findet noch Schuh- und Gürtelmacher, einige Hersteller von Keramik und auch eine Sesam-Mühle. Aber die meisten Geschäfte werden von reinen Händlern betrieben. Grundsätzlich kann man sagen, dass zwei Personengruppen im Suk bedient werden: zum einen die Touristen und Pilger und zum anderen – besonders im Bereich des Cardo – die ländliche einheimische Bevölkerung (die besonders aus der Richtung des Damaskustores, wo sich die Busstationen befinden), die auf dem Weg zur Al AksaMoschee den Markt passieren und hier die Waren des täglichen Bedarfs, Lebensmittel, Bekleidung erwerben können. 50 Jahre nach Titus Tobler berichtet dann Konrad Sixt in seiner „Pilgerreise nach Rom und Jerusalem im Jubeljahre 1900“ vom Geschäftsgebaren der Händler gegenüber den bayerischen Pilgern: Die Geschäftswelt in Jerusalem lebt ja hauptsächlich von Anfertigung und Absatz von Pilger-Artikeln, weßhalb ihnen die fremden, kaufenden Pilger, gleichviel welcher Nation oder Religion diese angehören, stets willkommen sind. Die sehr schön gepreßten Blumenbilder, in deren Anfertigung die Araber eine besondere Geschicklichkeit haben, sowie Medaillen, Kreuze, Rosenkränze, Schnitzwaren, Ansichten, etc. etc., haben wir in größerer Menge erworben. Von den sehr zudringlichen Kaufleuten wurde man ohnedieß auf den Straßen stets an den Aermeln gezupft und mit den einladenden Worten „kute, kute Waare“ in den Laden geführt; einige Händler hatten es im Deutschen so weit gebracht, daß sie in recht steifer Weise ständig riefen: „Mein – Herr, – halbe – Preise“, dabei versuchten sie aber gar wohl, volle Preise herauszuschinden. Wie die Italiener, so sind auch die Araber unverschämt im Vorbieten (Feilschen), worauf wir wiederholt aufmerksam gemacht wurden. … Die Pilger die vorzeitig einkauften, sind manchmal hübsch hereingefallen … Daran hat sich auch heute noch nicht viel geändert: der Händler im Suk setzt das Feilschen voraus und kann sich nicht vorstellen, dass das für Europäer anstößig sein könnte. In „Meyers Reisebücher Palästina und Syrien“ aus dem Jahre 1907 finden wir dann auch schon eine gewisse Anleitung, wie man sich am besten beim „Feilschen“ verhält: Wer ohne die Landessprache zu kennen größere Einkäufe im Basar machen will, tut gut, dazu einen sprachkundigen Begleiter oder einen Dragoman mitzunehmen. Beim Handel kann man sicher sein, daß der Verkäufer als geforderten Preis das Doppelte, wenn nicht das Mehrfache des wahren Wertes nennt; man nenne ohne Scheu als Gegengebot ein Viertel oder ein Drittel der geforderten Summe… Bei großer Hartnäckigkeit des Händlers beschleunigt es manchmal den Abschluß, wenn man sich kurz zum Gehen wendet und auf eine benachbarte Bude zuschreitet. Macht der Verkäufer keine Anstalten den Käufer zurückzurufen, so ist das ein Zeichen, daß das letzte Gebot hinter dem wirklichen Werte der Sache zurückblieb. Im allgemeinen muss sich der reisende darein finden, daß er viel zu teuer kauft … Gemüseverkauf am Damaskustor
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