2/2023 17 schon „beim ersten Hahnenschrei“, gegen 4 bis 5 Uhr öffneten. Natürlich spielt sich für die arabischen Bewohner der Altstadt das soziale Leben viel mehr als für Europäer auf der Straße ab. So sieht man die männlichen Jugendlichen („Shebab“) zusammen beim Rauchen der Wasserpfeife oder beim Warten vor dem Friseurladen. Weniger frequentiert werden von Einheimischen die Restaurants im Suk, denn das sind Orte für Touristen und Pilger. Einheimische holen aber gern gewisse Lebensmittel nach Hause, zum Beispiel „Hummus“ (Kirchererbsenmus) oder Falafel. In den ersten Artikeln dieser Zeitschrift ging es um den Teich Betesda und die Kreuzfahrerkirche St. Anna. Über dem Hauptportal der St. AnnaKirche beim Teich Betesda verkündet die arabische Inschrift, dass nach einem Dekret Saladins aus dem Jahre 1192 das Gebäude als Koranschule diente. Dem aufmerksamen Betrachter fallen die lateinischen Buchstaben am oberen linken Rand ins Auge: (San)CT(a) ANNA. Die gleiche Inschrift aus der Kreuzfahrerzeit ist noch mehrere Male im Suk zu finden: geht man am Abend (nach „Geschäftsschluss“) östlich der Grabeskirche in das Gewirr des Suk, so kommt man nach Überquerung des „Cardo“ (Haupteinkaufsstraße) nach wenigen Metern in die Straße „Al-Attarin“ (wörtlich: „Gewürz-Markt“) zu einem Kreuzfahrer-Gewölbe mit kleinen Läden auf beiden Seiten. Dort sieht man, wenn die Läden verschlossen sind, noch mehrere Male die gleiche lateinische Inschrift, wie hier im Bild zu sehen. Die so bezeichneten Läden waren Eigentum des Frauenklosters St. Anna und somit an dieses abgabepflichtig. Dass diese Inschriften nach so langer Zeit noch deutlich zu sehen sind, liegt daran, dass diese Markthalle im Laufe der Jahrhunderte mit Schutt angefüllt wurde. Heute befinden sich in dieser eher ruhigen Straße des Marktes vor allem Bekleidungsgeschäfte für die einheimische Bevölkerung. Verwendete Literatur Titus Tobler „Denkblätter aus Jerusalem“ St. Gallen und Konstanz, 1853 Konrad Sixt „Pilgerreise nach Rom und Jerusalem im Jubeljahre 1900“ Selbstverlag des Verfassers, 1901 Meyers Reisebücher Palästina und Syrien“ Leipzig und Wien 1907 Pilgerreise eines Kölners von Venedig nach Jerusalem und Rom vom 4.April bis 29. Mai 1883, Köln 1883 Wasserpfeifencafe im Suk Arabische Inschrift über einem Eingang der St. Anna-Kirche, links oben die Inschrift „Sankt Anna“ Zwei Beispiele der lateinischen Inschriften von St. Anna im Suk Suk von Jerusalem Suk von Jerusalem
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