20 2/2023 n der letzten Ausgabe unserer Zeitschrift erschien ein Artikel über die Taufkapelle in Nazaret; direkt daneben befindet sich ein sehenswertes Museum mit archäologischen Fundstücken. Darunter sind fünf romanische Kapitelle aus der Kreuzfahrerzeit, die erstaunlich gut erhalten sind. Grund dafür ist, dass diese Kapitelle am Ende der Kreuzfahrerzeit in Sicherheit gebracht worden sind, indem man sie im Sand der unterirdischen Grotten vergraben hat. Die plastischen Darstellungen wirken auf den ersten Blick modern, denn sie sind optisch „verzerrt“, weil sie von unten und aus einer gewissen Entfernung betrachtet werden sollten. Bis auf ein Kapitell sind es immer Apostel die dargestellt sind (Thomas, Petrus, Jakobus und Matthäus). Ein Kapitell hat die Kirche zum Thema, welche einen Apostel sanft zur Verkündigung antreibt, während die Dämonen das zu verhindern versuchen. Dieses erste Kapitell soll in diesem Beitrag betrachtet werden. Das Heilige Land umfasst nicht nur großartige Landschaften und eindrückliche Geschichten, sondern es lebt auch von noch so vielen Kleinigkeiten, die Tiefes auszudrücken vermögen und die man zuerst einmal entdecken muss. So gibt es in Nazareth im „Terra Sancta Museum“ (Nazareth Antiquarium) des franziskanischen „Studium Biblicum“ eine ganze Reihe von eindrücklichen Säulenkapitellen vom 12. bis 13. Jahrhundert, aus der Kreuzritterzeit. Diese Kapitelle stellen mehrheitlich Apostel dar, die die Kirche begründet haben und die mit ihren Lebensgeschichten und Erfahrungen wie Säulen in der Kirche stehen und diese mittragen. Eines dieser Kapitelle möchte ich auswählen, um so einen deutenden Blick auf den christlichen Glauben in unserer Zeit werfen zu können. Von Dämonen umgeben Die zwei zentralen Personen des Kapitells sind umgeben von zwei Dämonen, die aus dem Hinterhalt heraus mit Pfeilbogen auf sie zu schießen versuchen. Die Welt wird damit nicht nur als schöner Ort dargestellt, sondern im Leben des Menschen stellen wir immer wieder boshafte Angriffe fest, die – nach der Deutung des Kapitells – letztlich von den Dämonen des Bösen herkommen. Die Dämonen verstecken sich, so dass sie nicht gleich erkannt werden können und ihre Pfeile können so als menschliches Unglück erlebt werden. Aus dem Hinterhalt versuchen sie die Menschen zu bedrohen und anzugreifen, damit diese in Angst geraten und schließlich verletzt und vielleicht sogar getötet werden. Versteckt ist das Böse in der Welt gegenwärtig. Der erschrockene Apostel Ein Jünger oder ein Apostel steht im Zentrum der Darstellung. Es könnte vermutlich Petrus Der erschrockene Apostel Paul Zahner I Frontansicht Kapitell © Igor Hollmann
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