Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 2

22 2/2023 ustaf Dalman, einer der bekanntesten Palästina-Forscher der neueren Zeit, veröffentlichte im Jahre 1922 sein bis heute aktuelles Büchlein „Das Grab Christi in Deutschland“. Darin gruppierte er die Nachbauten auf deutschem Boden in drei große Gruppen: 1. Das Heilige Grab der byzantinischen Zeit (bis 1048) 2. Das Heilige Grab der Kreuzfahrerzeit (bis 1555) 3. Das Heilige Grab der Franziskaner (seit 1555) In unserer Zeitschrift behandelten wir bisher nur Bauten aus der Kreuzfahrerzeit und später; dieser Artikel beschäftigt sich mit einem der ältesten Nachbauten (neben St. Michael in Fulda), dem Heiligen Grab in Konstanz am Bodensee. Die ehemals freistehende Kapelle befindet sich heute in der „Mauritius-Rotunde“ im Bereich des Kreuzgangs des Konstanzer Münsters. Ursprünglich war diese Kapelle ein eigenständiges Bauwerk in der Nähe des Münsters und inmitten eines Friedhofes gelegen, der erst im 19. Jahrhundert aufgelassen wurde. Um 1300 wurde das Bauwerk umfassend renoviert und in den damals konzipierten Kreuzgang integriert. Der Besucher des Münsters findet den Zugang zum Kreuzgang im nördlichen Seitenschiff der Basilika. Die Gründung dieses Baus geht auf den heiligen Bischof Konrad von Konstanz zurück: um das Jahr 900 geboren erhielt er seine Ausbildung durch das Konstanzer Domkapitel. Später trat der dem Kanonikerstift bei und wurde 934 zum Bischof von Konstanz gewählt. Die verschiedenen Lebensbeschreibungen Konrads berichten übereinstimmend von drei Pilgerfahrten in das Heilige Land, so zum Beispiel: „Dreimal versuchte er die Gefahren des Meeres, um ebensooft Jerusalem, wenn auch nur das irdische, zu sehen. Er erachtete es nicht für Nichts, das Land der Verheißung mit Leibesaugen zu erblicken.“ Eine jüngere Vita berichtet: „Er sehnte sich be- ständig nach der oberen Heimat, und ergriffen von dem heißen Wunsche den Gott der Götter in Zion zu sehen, ging er über Land und reiste dreimal nach Jerusalem.“ (Monumenta Germaniae Historica, zitiert nach G.Dalman, Das Grab Christi in Deutschland, 1922,31) Der hl. Bischof Konrad schuf also einen Nachbau des Heiligen Grabes, wie er es noch mit seinen Augen sah; der Zustand bis zur Zerstörung Das Heilige Grab in Konstanz Petrus Schüler G Heiliges Grab in der Mauritiusrotunde Konstanz

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=