2/2023 29 1991 zerfiel die Sowjetunion. Aber schon 1989 hatte eine zweite Migrationswelle begonnen, so dass im Lauf der Zeit mehr als eine Million Menschen ankamen und das Land tief prägten. 1990 zählte Israel „nur“ 4,5 Millionen Einwohner, auch wenn seine Bevölkerung in den 20 Jahren zuvor gestiegen war. Im Gegensatz zu den 1970er Jahren, als die meisten Einwanderer Zionisten und/oder fromme Juden waren, betrifft die Migration des letzten Jahrzehnts vor allem nicht oder kaum religiöse Menschen. Der „typische“ Einwanderer hat nun einen überdurchschnittlich hohen Bildungsabschluss und betrachtet Religion als seine Privatsache. Politisch bevorzugt er eher die nationalistischen, als rechts eingestuften Parteien. Daher ist es unwahrscheinlich, dass er Hapoel-Fußballvereine unterstützt, deren Wappen Hammer und Sichel aufweisen (Hapoel: dt. ˈ der Arbeiterˈ ), bemerkt Yigal Palmor amüsiert. Diese Merkmale trugen lange zum wirtschaftlichen Wachstum des Landes bei, führen aber auch zu Auseinandersetzungen mit religiöseren Teilen der israelischen Bevölkerung. Die Frage der Anerkennung der Zugehörigkeit zum Judentum wird immer wieder kontrovers diskutiert und betrifft hauptsächlich die russischsprachigen Juden. Denn der israelische Staat definiert aufgrund von flexibleren Kriterien als das jüdische Religionsgesetz, wer Jude ist. Seit dem Beginn des Ukrainekrieges am 24. Februar 2022 ist diese Frage aktueller denn je. Denn Israel wird erneut mit einem dramatischen Anstieg von Migranten konfrontiert. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 kamen 14.200 Ukrainer, was nicht sonderlich überraschend war. Womit Israel aber nicht rechnete, ist die gleichzeitige Ankunft von 31.000 Russen. Solange der Krieg in der Ukraine andauert, ist mit ähnlich hohen Zahlen zu rechnen. Aus „Terre sainte“, die Übersetzung besorgte RoseMarie Eisenkolb Russischer Komplex in der Jerusalemer Neustadt Russisches Gesicht Russisches Gesicht
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