Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 2

32 2/2023 er Berg Zion beherbergt jüdische, christliche und muslimische Stätten. In diesem Viertel von Jerusalem haben Gewaltakte gegen Christen in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dennoch versucht ein Verein, Räume zur Förderung des Dialogs zu schaffen, um die Ruhe wiederherzustellen. Sie tragen Gelbwesten. Nicht als Ausdruck ihrer Empörung oder Wut, sondern als Zeichen ihrer Dialogbereitschaft. Während sie für den sicheren Ablauf der Sonntagsprozession der Armenier sorgen, die von ihrem Konvent zwischen dem Jaffa- und dem Ziontor ausgeht, tragen die Ehrenamtlichen des Projekts „Window to Mount Zion“ sogar eine Kippa. Dies ist ihre Art, möglichen ultraorthodoxen jüdischen Störenfrieden, die regelmäßig Gewalt gegen die christlichen Gemeinden ausüben, zu zeigen, dass sie einen Puffer bilden. Die Prozession besteht aus etwa 20 schwarz gekleideten Geistlichen und verläuft unter Geleitschutz: Zwei Kawassen gehen voran – ihre Holzstöcke schlagen rhythmisch auf das Pflaster der Hauptstadt –, während zwei Polizisten der Gruppe von vorne und hinten Deckung bieten. Diese Vorsichtsmaßnahmen der Ehrenamtlichen mit ihren Gelbwesten sind neu. Sie gehen auf eine Aggression am 18. Mai 2021 zurück, die das Fass zum Überlaufen brachte. Eine Videokamera hielt die Szene fest: Auf der Straße zu ihrem Kloster wurden damals zwei armenische Geistliche, die als solche erkennbar waren, in der Nacht von vier ultraorthodoxen Juden angegriffen und brutal zusammengeschlagen. Als die Polizei an Ort und Stelle eintraf, ergriffen sie die Flucht. Die Armenier sind nicht zum ersten Mal ins Visier genommen worden: Sie wurden schon vorher beschimpft, angespuckt, eingeschüchtert. „Ihr Kloster grenzt an das jüdische Viertel, ihre Kirche ist hier am sichtbarsten“, erklärt Merav Stein, die israelische Koordinatorin von „Window to Mount Zion“. Das Jerusalem Intercultural Center fördert das Projekt. Seit 2015 scheut es keine Mühe, damit unter den auf dem Zion ansässigen Gemeinschaften wieder Ruhe einkehrt. Denn in Jerusalem ist dieser Ort symptomatisch für interreligiöse Spannungen. Eine heilige Stätte, die sich drei Religionen teilen Kuppeln, Minarette und Kirchtürme ragen nebeneinander in den Himmel. Der Hügel beherbergt heilige Stätten für die drei monotheistischen Religionen. Juden haben eine beliebte Synagoge, in der das Grab von König David verehrt wird. Nach Auf dem Berg Zion Spannungen abbauen Cécile Lemoine D Ultrakonservative Juden protestieren gegen den Besuch von Papst Franziskus im Cenaculum im Jahre 2014. ©MAB CTS

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