2/2023 5 Teich Betesda Teich Betesda sowieso nichts. Das „Schaftor“ schließlich hat seinen Namen wohl daher, dass dort ein Markt für Schafe und Ziegen abgehalten wurde, die für die Opfer im Tempel nötig waren. Bethesda findet sich heute hinter der Kirche St. Anna der Weißen Väter, sozusagen Tür an Tür mit dem Institutum Biblicum Franciscanum. Die Ausgrabungen haben ergeben, dass wir es tatsächlich mit zwei trapezförmigen Teichen, einem nördlichen und einem südlichen, von unterschiedlicher Größe zu tun haben, die durch einen Damm voneinander getrennt sind. Daraus ergibt sich ein klares Bild, was die fünf Säulenhallen angeht: vier auf den vier Seiten der Doppelanlage und die fünfte auf der Krone der Trennmauer. Dem südlichen Pool wurde in der Antike offensichtlich eine heilende Kraft zugeschrieben. Ein Heiligtum des griechisch-römischen Heilgottes Asklepios entstand dort zwar erst im 2. Jahrhundert n. Chr., also nach der Tempelzerstörung und dem Bar-KochbaAufstand, als Erholungs- und Kurort für die römischen Besatzer. Aber seine Erbauer könnten sich durchaus auf ältere Traditionen gestützt haben, die mit dem Gewässer verbunden waren. Aus V. 7 bei Johannes geht ein eigentümliches Phänomen hervor, auch wenn wir es zunächst nur auf einer Negativfolie sehen: Von Zeit zu Zeit geriet das Wasser in Bewegung. Damit war der Glaube verbunden, dass geheilt werde, wer als erster das aufgewühlte Wasser erreichte. Daraus wiederum resultierte eine bittere Konkurrenz ausgerechnet unter den Kranken, die sich in einem ständigen Wettkampf aufrieben. Unser Mann hatte dabei keine Chance, wie wir aus seiner Klage in V. 7 entnehmen: ständig sich hinschleppen, aber immer zu spät, da allein und hilflos. „Ich habe keinen Menschen“ fasst die Situation zusammen und erweckt Mitleid beim Hörer, der sich vielleicht an vergleichbare eigene Lagen erinnert fühlt. Ob die achtunddreißig Jahre seiner Erkrankung etwas mit den vierzig Jahren als Prüfungszeit in der Bibel zu tun haben, lassen wir dahingestellt (vgl. immerhin Dtn 2,14: „Die Zeit, die wir … gewandert waren, … betrug achtunddreißig Jahre“). Heilung am Teich Betesda, St. Georgs-Kirche Paralimni, Zypern
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