3/2023 11 Der Zweite Tempel: Nachdem die deportierten Juden im Jahr 538 v. Chr. vom Perserkönig Kyros die Erlaubnis erhalten hatten, in ihr Land zurückzukehren und den Tempel in Jerusalem wiederaufzubauen (Esra 1,1–4), kehrten sie in mehreren Schüben zurück und errichteten zunächst den Brandopferaltar (Esra 3,2–3). Der Neubau des Tempels kam aber nicht voran, noch im Jahr 520 v. Chr. war der Platz ein Trümmerhaufen (Hag 1,2–15). Auf Betreiben der Propheten Haggai und Sacharja nahm man unter dem Statthalter Serubbabel und dem Hohenpriester Jeschua einen neuen Anlauf (Esra 5,1–2); im Jahr 515 konnte der Tempel eingeweiht werden (Esra 6,14–22). Der Zweite Tempel erhob sich wieder am selben Platz, auf denselben Grundmauern, und hatte wohl dieselben Ausmaße (Esra 6,3.7); dass freilich die Höhe doppelt so groß gewesen sein soll als früher, nämlich 27 m bei nur 9 m Breite (!), ist wenig wahrscheinlich. So verwundert es nicht, dass die Überlieferungen bei diesen Zahlenangaben auseinandergehen. Auch die goldenen und silbernen Geräte des Tempels sollten nach persischem Befehl zurückerstattet werden (Esra 6,5). Die Bundeslade freilich gab es nicht mehr, sie war und blieb verschollen. Die wesentlichen Kultgegenstände im Hauptraum waren wie früher der Schaubrottisch und ein Räucheraltar. Neu war im Tempel des Serubbabel der goldene Leuchter (hebr. Menora) mit sieben Lampen (vgl. Sach 4,1–2). Zwar sei schon der Leuchter, den Mose auf Gottes Anordnung für das Offenbarungszelt fertigen ließ, siebenarmig gewesen (Ex 25,31–39), doch sind die Einzelheiten des ideellen Offenbarungszeltes in der Wüste offensichtlich nach dem Muster des nachexilischen Tempels beschrieben. Der salomonische Tempel hatte einfach zu beiden Seiten je fünf goldene Leuchter (1Kön 7,49). Antiochus IV. Epiphanes raubte im Jahr 169 v. Chr. die goldene Menora (1Makk 1,21), Judas der Makkabäer ersetzte sie durch eine neue (1Makk 4,49). Sie wurde fortan zu einem Symbol des Judentums. Durch die mehrfachen Herrschaftswechsel im 2./1. Jh. v. Chr. – in den Makkabäer- und Hasmonäerkriegen wie auch wieder bei den Eroberungen Jerusalems durch Pompeius und durch Tempelberg Tempelberg Grabmal Kyros II in Pasargadae, Iran ©G. Klaus Relief am Hochaltar der ehem. Klosterkirche Bad Schussenried: Allerheiligstes des Tempels, unten der Altar, ein Priester beim Rauchopfer, links die Schaubrote und im oberen Abschluss die Bundeslade
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