Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 3

12 3/2023 Herodes – muss auch der Tempel sehr in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Der große Bauherr Herodes, der selbst kein Jude, sondern ein Idumäer (südliches Nachbarvolk Israels) war, fasste den Plan, den Tempel großzügig neu zu bauen. Er sah darin eine Gelegenheit, sich bei den Juden Anerkennung zu verschaffen. Diese hätten sich kaum darauf eingelassen, wenn keine Notwendigkeit bestanden hätte. Sie stellten jedoch zwei Bedingungen, nämlich dass vorher ausreichendes Baumaterial herbeigeschafft werden müsse und dass nur Priester am Tempel bauen dürften. Herodes schaffte das Baumaterial bei; nach Flavius Josephus wurden 1000 Priester in den notwendigen handwerklichen Fertigkeiten ausgebildet. Diese Nachricht erfährt eine überraschende Bestätigung durch ein Grab aus herodianischer Zeit in einer nördlichen Vorstadt von Jerusalem (Givat ha-Mivtar), in dem ein Ossuarium die aramäische Inschrift „Simeon, der Tempelbauer“ trägt. Es muss sich um einen Toten handeln, der am Neubau des Tempels durch Herodes beteiligt war und dessen Angehörige ihm diesen Ruhmestitel mit ins Grab gaben. Herodes begann mit dem Tempelbau im Jahr 19 v. Chr. Es dauerte etwa neun Jahre, bis man den Tempel im Beisein des Königs einweihen konnte; für das Tempelhaus hatte man eineinhalb Jahre gebraucht. Die Herausforderungen des Neubaus waren aber so vielfältig und umfassend, dass sie noch Jahrzehnte in Anspruch nahmen. Auf diese Situation bezieht sich das Wort der Juden im Johannesevangelium: „Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?“ (Joh 2,20). Damit käme man in das Jahr 28 n. Chr. für diese Auseinandersetzung Jesu mit den Juden. Nach Flavius Josephus wurden Modell der Stadt Jerusalem mit dem Herodianischen Tempel, im rechten Teil die Burg Antonia IM LAND DES HERRN

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