Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 3

3/2023 17 wird. Abd al-Maliks Sohn und tatkräftiger Nachfolger Walid I. verfolgte die Linie seines Vaters weiter. Er bereicherte 709 bis 715 Jerusalem mit der noch größeren al-Aqsa-Moschee. Diese (al-Aqsa heißt „das/die Entfernteste“) dagegen hat ihren Namen tatsächlich aus dem Koran. In Sure 17 wird nämlich eine nächtliche Reise (Vision) des Propheten Mohammed geschildert: Lobpreis sei Gott, der seinen Diener von der heiligen Moschee (Mekka) zu der fernsten Moschee (al-Masdschid al-Aqsa) führte. Manche Koranausleger sahen diese fernste Moschee im Himmel, es setzte sich aber die Auslegung auf Jerusalem durch. Vom heiligen Felsen in Jerusalem habe das Pferd des Propheten ihn dann in den Himmel hinaufgetragen. Jerusalem wird die dritte heilige (al-Quds) Stadt des Islams (nach Mekka und Medina). Sowohl der Felsendom als auch die al-AqsaMoschee wurden schon bald durch die Erdbeben von 747 oder 749 und 765 betroffen; die größeren Schäden erlitt dabei immer die al-Aqsa-Moschee wegen ihrer „luftigen“ Substrukturen. Nach der Restaurierung durch den Kalifen al-Mahdi 780 (bereits aus der Abbasidendynastie von Bagdad) hatte sie 15 Schiffe. Bei der Wiederherstellung 1035 nach dem besonders schlimmen Beben von 1033 stellte der Kalif az-Zahir vermutlich die ursprünglichen sieben Schiffe wieder her. Auch am Felsendom wurden im 9. und im 11. Jahrhundert Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Der Kalif al-Mamun (813–833) ließ dabei in der großen Inschrift den Namen des Gründers Abd al-Malik durch seinen eigenen Namen ersetzen; der Betrug zum Ruhm des Herrschers und der Dynastie von Bagdad ist bis heute dadurch erkennbar, dass er übersah, auch die Jahreszahl zu korrigieren! Als 1099 die Kreuzfahrer kamen, nannten sie den Felsendom in Erinnerung an den salomonischen Tempel Templum Domini, „Tempel des Herrn“, und machten ihn zur Kirche, indem sie auf dem heiligen Felsen einen Altar errichteten. In der Zeit der Kreuzfahrer war der Felsendom bis auf halbe Höhe mit Mosaiken geschmückt, die oben in Marmorplatten übergingen (so in der Beschreibung des Heiligen Landes von Johannes von Würzburg, 12. Jahrhundert). Südlich davon war für die Kreuzfahrer der Palast Salomos. Dort nahmen die Könige von Jerusalem ihre Residenz, wenigstens vorläufig, bis 1128 die neue Residenz beim ehemaligen Herodespalast fertiggestellt war. Danach überließen sie die Bauten dem 1118 entstandenen Ritterorden, der von diesem Ort her den Namen Templer bekam. Wie die al-Aqsa-Moschee in dieser Periode ausgesehen hat, ist nicht recht klar. Bis vor einiger Zeit hielt man sie für die wiederhergestellte Muttergotteskirche Nea (griech. „die Neue“) des Kaisers Justinian, die scheinbar spurlos verschwunden war. Seit man deren wirkliche Lage im heutigen jüdischen Viertel kennt, ist man etwas ratlos. Johannes von Würzburg spricht von einem „Stall von so wunderbarer Größe, dass er mehr als 2000 Pferde oder 1500 Kamele fassen konnte“, Museum neben der al-Aqsa-Moschee: im hinteren Raum sind die noch aus der Kreuzfahrerzeit stammenden Gitter des Felsens zu sehen Tempelberg Tempelberg

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