Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 3

IM LAND DES HERRN 18 3/2023 meint damit aber sicherlich die unterirdischen Pferdeställe Salomos. Denn er bemerkt auch, dass die „neue und große Kirche“ der Templer noch nicht fertig sei, worunter man die al-AqsaMoschee verstehen kann. In einer wenig späteren Beschreibung wird vom Tempel des Herrn südlich davon ein Tempel Salomos unterschieden; man hat also zwei Kirchen. Der verwirrende Name Tempel Salomos erklärt sich am besten so, dass die zum Palast Salomos gehörige Kirche (der Templer) jetzt Tempel Salomos genannt wird. In einer für Philipp von Burgund gemalten prächtigen Karte von Jerusalem (1455), die auf Burkard vom Berg Sion (1283) zurückgeht, sieht man die al-Aqsa-Moschee mit Giebeldach und goldener Kuppel, drei hohen Schiffen und niedrigeren Anbauten. Die Templer müssen also die al-Aqsa-Moschee zum Teil neu gebaut haben. Die Eingriffe der Kreuzfahrer waren nicht von langer Dauer, denn 1187 wurden die Muslime wieder Herren Jerusalems und damit des Tempelplatzes, des Ehrwürdigen Bezirks, und machten sich an die Restaurierung ihrer Heiligtümer. Beim Felsendom war das nicht schwierig: Sie mussten nicht viel mehr tun, als den christlichen Altar wieder zu entfernen. Die Mitte der Fassade der al-Aqsa-Moschee stammt vom Jahr 1227, zeigt aber bei genauem Hinsehen Elemente im Kreuzfahrerstil. Die meisten der sonstigen Bauten auf und um den Platz wurden in den folgenden Jahrhunderten von den Mamluken errichtet. Die Bauwerke des Ehrwürdigen Bezirks blieben auch weiterhin von Beschädigungen durch Kriege, Brände und Erdbeben nicht verschont. Bedeutende Restaurierungen und Umbauten wurden besonders vom osmanischen Sultan Suleiman dem Prächtigen (1522–1560) und wieder im 20. und 21. Jahrhundert unter Mithilfe verschiedener muslimischer Herrscher vorgenommen. Blick auf die Fassade der al-Aqsa-Moschee

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