Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 3

3/2023 27 Mutter allein genügen. Um die Anwesenheit des hl. Joseph im Tempel zu begründen, kombiniert Lukas mit der Reinigungsvorschrift ein anderes Gesetz, das besagte: Jede männliche Erstgeburt ist Gott geweiht und gehört ihm. Ist der Erstgeborene ein Tier, so muss es als Opfer dargebracht werden. Das erstgeborene Kind aber wird durch ein Tieropfer „losgekauft“. – Vorgeschrieben war dafür ein einjähriges Lamm als Brandopfer und eine Taube als Sühneopfer. War eine Familie so arm (wie die Hl. Familie), dass sie sich kein Lamm leisten konnte, genügten zwei Tauben als Opfertiere. Die Darbringung der Auslösung geschah durch den Vater. Sie konnte bei jedem Priester des Landes vollzogen werden, ohne dass das Kind zu ihm gebracht werden musste. Nach der Schilderung des Lukas wird Jesus nicht nur „losgekauft“, sondern seinem himmlischen Vater „dargestellt“, d. h. er wird Gott geweiht und zu seinem Eigentum erklärt. Mit Jesus geschieht etwas ähnliches wie mit dem Propheten Samuel, der als Kind von seiner Mutter Hanna dem Priester Eli für den Dienst am Altar übergeben wurde. Ähnlich wie Samuel, ähnlich wie auch Johannes der Täufer ist Jesus ein Gottgeweihter, dessen „Speise“ es sein wird, in allem den Willen des Vaters zu tun (vgl. Joh 4,34). Der Heilige Geist, der nicht nur die Familie Jesu leitet, sondern auch zwei andere fromme Menschen in Jerusalem an diesem Tag zum Tempel führt, macht die „Darstellung Jesu“ am Nikanortor zu einer großen messianischen Offenbarung. Der greise Simeon, Vertreter der alttestamentlichen Propheten, nimmt das Kind in seine Arme und preist Gott dafür, dass er vor seinem Hinscheiden in Jesus „das Licht zur Erleuchtung der Heiden und die Herrlichkeit des Volkes Israel“ schauen darf. In ähnlicher Weise verkündet die betagte Prophetin Hanna „allen, die auf die Erlösung Jerusalems warten“, die Bedeutung des Jesuskindes. So tritt der menschgewordene Gottessohn im Tempel erstmals vor die jüdische Öffentlichkeit. Er findet Anerkennung bei den Frommen. Er wird allerdings von Simeon auch gewarnt. Für viele Israeliten wird er ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Nicht zuletzt wird er gerade in diesem Tempel als Erwachsener Streitgespräche führen, die Darstellung im Tempel, Pfarrkirche Bach/Donau Alltag zur Zeit Jesu Alltag zur Zeit Jesu

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