Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 3

3/2023 29 or 500 Jahren spielten die Franziskaner der Kustodie des Heiligen Landes eine herausragende Rolle in der Kirchengeschichte. Sie verwiesen einen frisch konvertierten baskischen Ritter wegen übermäßigen Eifers des Landes. Ignatius von Loyola konnte es noch nicht wissen, aber er ging, um ein paar Jahre später die Gesellschaft Jesu zu gründen, deren Mitglieder Jesuiten genannt werden. Ein Rückblick auf eine einzigartige Pilgerfahrt. Am 4. September 1523 erblickte Iñigo Lopez de Loyola (1491–1556) zum ersten Mal die Stadt Jerusalem. Seine Familie gehörte dem baskischen Kleinadel an. Er selbst war von ritterlichen Idealen beseelt, vom höfischen Leben fasziniert und hatte gerade seinen Bekehrungsprozess begonnen. Später wird ihn die ganze Welt unter dem Namen Ignatius von Loyola kennen. Er blieb insgesamt 32 Tage im Heiligen Land, auch wenn er erst am 3. Oktober den Hafen von Jaffa verließ. Dieser Pilgerweg begann und endete tatsächlich in der heiligen Stadt Jerusalem. Wie es heute noch der Fall ist, beschränkt sich die Erfahrung einer Pilgerfahrt im Heiligen Land nicht auf die Dauer des Aufenthalts mit vielen Zwischenstationen. Sie ist in einen längeren Zeitraum eingebettet, der mit einer Intuition beginnt, mit dem Wunsch, diese „heilige Reise“ zu unternehmen, sich im Herzen fortsetzt bis zum schwer zu erfassenden Moment, in dem eine solche Erfahrung reift und Früchte trägt. Von Zeitdehnung zu sprechen, ist in Bezug auf den heiligen Ignatius besonders zutreffend. Schon 1521 hatte er vor, eine Pilgerfahrt ins Heilige Land anzutreten. Eine Verletzung, die er sich bei einem Kampf zugezogen hatte, brachte eine lange Rekonvaleszenz mit sich. 1538 verzichteten er und seine Gefährten für immer darauf, im Heiligen Land ihren Lebenspilgerweg fortzusetzen. Im März 1523, mehr als anderthalb Jahre, nachdem er beschlossen hatte, die Heiligen Stätten zu besuchen, stieg Ignatius in Barcelona auf ein Schiff, das nach Rom fuhr. Damals strebte er keine Heldentat mehr an, die Verabredung mit Jerusalem war zu einem Lebensprojekt geworden. Ignatius wollte sich dort niederlassen, um seine persönliche Erfahrung als Jünger Jesu zu festigen und in die Fußstapfen des Meisters zu treten. Zudem dachte er, dass er dort am besten dem apostolischen Impuls Gestalt geben könnte, der in ihm gereift war: er wollte „den Seelen helfen“. Er spürte, er könnte das in einem radikalen Kontext tun, d. h. „unter den Ungläubigen“ – auch mit dem Ziel, zu deren „Bekehrung“ beizutragen. Seine ritterlichen Idealen von früher schwangen da noch mit. Am Ende eines inneren Reifeprozesses, der eineinhalb Jahre dauern sollte, und nachdem er einige gesundheitliche Probleme behoben hatte, wurde seine Intuition zu einem Plan, den er schneller und linearer vollzog. Von Barcelona aus fuhr er nach Rom, um die Beglaubigungsschreiben und die Genehmigungen zu bekommen, die ihm erlauben würden, mit dem Status eines Pilgers ins Heilige Land zu reisen. Von Rom aus gelangte er nach Venedig, um ein Schiff für die Überfahrt zu suchen. Unterwegs musste er betteln, um seine Reisekosten zu finanzieren. Nun begann die lang ersehnte Pilgerfahrt. Die Informationen über seinen Aufenthalt im Heiligen Land, die er gegen Ende seines Lebens in einer von ihm diktierten Autobiographie festhielt, sind spärlich und knapp. Er legte die gleiVor 500 Jahren pilgerte Ignatius von Loyola ins Heilige Land Luri Sandrin SJ V

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