IM LAND DES HERRN 36 3/2023 der Entstehung dieser Kapelle berichten. Man nimmt an, dass das äußere Bauwerk wie auch die sich im Inneren befindliche Figurengruppe um das Jahr 1250 entstanden sind. Auch diese Datierung ist ähnlich des Heiligen Grabes in Konstanz. Wir hätten damit eine Nachbildung des Jerusalemer Grabes noch vor der Kreuzfahrerzeit. Die im Inneren befindliche Figurengruppe wird im Volksglauben als Kaiser Otto mit seiner Gemahlin gedeutet. Doch die Aufstellung dieser Gruppe ist nicht ursprünglich, und sehr wahrscheinlich handelt es sich eben nicht um das Kaiserpaar, sondern eher um eine Darstellung des himmlischen Brautpaares: Christus und seine Kirche („ecclesia“). Die zwölf Sternzeichen und sieben Planeten in der Hand des Herrschers deuten darauf hin. Zusätzlich ist die Figurengruppe auf leichte Untersicht gearbeitet, war also ursprünglich nicht für die jetzige Aufstellung vorgesehen. Von einer ursprünglichen Ausstattung ist nichts mehr vorhanden, es gibt aber einen Hinweis, dass bis zum Jahre 1646 ein von der Decke hängender Engel vorhanden war – was auch wieder für die Verwendung als Heiliges Grab spricht. Wenn auch vieles im Dunkeln bleibt, so können wir doch davon ausgehen, dass wir hier eine Nachbildung des Grabes Christi der byzantinischen Zeit vor uns haben. Literatur Gustaf Dalman: „Das Grab Christi in Deutschland“, Leipzig 1922 Tatjana Bartsch/Jörg Meiner (Herausgeber): „Kunst: Kontext: Geschichte“, Lukas Verlag Berlin, 2003, Seiten 67 bis 83 Blick in das Innere der Kapelle
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