Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 3

3/2023 9 ieser Berg, so berühmt er ist und so eifersüchtig er gehütet wird, tritt relativ spät, erst um das Jahr 1000 v. Chr., in die Geschichte ein. Juden und Muslimen ist der Berg ein Heiligtum ersten Ranges. Die Juden nennen ihn Har ha-Bajt, „Berg des Hauses (Gottes)“, die Muslime Harám asch-Scharíf, „der Ehrwürdige Bezirk“ – Haram bedeutet eigentlich „privater, d. h. verbotener Bereich“, was sich sowohl auf einen religiösen heiligen, abgegrenzten Bereich als auch auf den privaten Harem beziehen kann. Auch für die Christenheit ist der Tempel mit Erinnerungen verbunden, ist Jesus doch von Kindheit an (Lk 2,41–50) hier ein- und ausgegangen (Joh 10,22), hat gelehrt (Joh 7,14) und seine Heiligkeit verteidigt (Joh 2,13–22). Aber sie hat sich auch frühzeitig davon gelöst und gelernt, dass die wahre Anbetung Gottes nicht an diesem oder jenem Ort geschieht, sondern „im Geist und in der Wahrheit“ (Joh 4,20–24). Geschichte Der Erste Tempel: Bereits König David hatte die Absicht, für die Bundeslade in seiner Hauptstadt statt des Zeltes aus der Zeit der Wanderungen einen festen Tempel zu bauen (2Sam 7,1–2). Er hatte von dem Jebusiter Arauna, in dem man vielleicht den letzten kanaanäischen Herrscher von Jerusalem sehen darf, einen geeigneten Platz erworben und dort bereits „Brandopfer und Heilsopfer dargebracht“ (2Sam 24,18–25). Die Tenne des Jebusiters Arauna, auf der Salomo den Tempel baute, hielt man sogar für den Berg Morija (2 Chr 3,1), auf dem Abraham seinen Sohn Isaak als Opfer darbringen sollte (Gen 22,2). Das heißt also: Nicht nur David hätte auf dem späteren Tempelplatz geopfert, sondern schon Abraham! Dieser hohe Anspruch könnte durch die Begegnung Abrahams mit Melchisedek gestützt werden, denn „Melchisedek, der König von Salem, … war Priester des Höchsten Gottes“ (Gen 14,18). „Und es baute Salomo das Haus und vollendete es“ (vgl. 1 Könige 6,14), Darstellung des salomonischen Tempels im Vorgängerbau der „Schmidt-Schule“, heute „Italienische Synagoge“ Der Tempelberg/ Al-Haram Asch-Scharif Heinrich Fürst – Gregor Geiger D

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