12 4/2023 Verehrung seinen Höhepunkt, denn unter der Kirche befindet sich sein hochverehrtes Grab, wie im Bild auf Seite 11 zu sehen ist. Am Samstag vor dem Palmsonntag wird die Auferweckung des Lazarus in Larnaka in einem uralten „Spiel“ in Szene gesetzt: nachdem eine Ikone des Heiligen verehrt wurde, steigt man hinab in die Krypta und entzündet unzählige Kerzen auf dem (leeren) Sarkophag. Danach begeben sich Volk und Klerus in Prozession unter Trauergesängen aus der Kirche hinaus in einen großen Saal, wo der „hübscheste und cleverste Junge der Stadt“ in einem Meer von Palmzweigen, Zweigen des blühenden Granatapfelbaumes und Zweigen von Magnolien, die um die Kirche als Bäume einen festlichen Rahmen geben, wie Lazarus im Grabe liegt. Ein Priester singt die Passage des Evangeliums von der Erweckung des Lazarus bis er mit erhobener Stimme ruft: „Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!“ (Joh. 11,43) und in diesem Moment springt der Junge auf, drei anwesende Priester berühren seine Stirn mit einem Kreuz und besprengen ihn mit Weihwasser, während die anwesenden Gläubigen „Lazarus ist auferstanden“ rufen, beginnt ein Freudenfest mit Gesängen, mit Geigen, Flöten und traditionellen Gesängen. Es werden Obst und Süßigkeiten verteilt und die lokale Besonderheit ist ein Stück Weizengebäck in Form eines kleinen Mannes. (Wer das strenge Fasten der orthodoxen Christen kennt, versteht wie außergewöhnlich dieses süße Brot vor Ostern ist. Ich möchte hier einschieben: natürlich bekommt man auch in der Fastenzeit in den Städten Zyperns auch Kuchen und Gebäck, aber schon wenn man als Gast ein Kaffeehaus in dörflichen Gegenden der Insel besucht, fehlt der Zucker zum frisch aufgebrühten Kaffee.) Nach diesem „inszenierten Evangelium“ zieht eine Gruppe Kinder mit einem Priester von Tür zu Tür, singen ein Lazarus-Lied und werden dafür mit Eiern und Geld belohnt – so etwa wie es in manchen Gegenden im deutschsprachigen Raum ist, wenn Buben nach dem „Ratschen“ in den Kar-Tagen von Haus zu Haus gehen und Eier und Geschenke sammeln. Die folgenden Tage der Karwoche begehen die orthodoxen Christen des Landes ähnlich wie bei uns eher still, bis das österliche Triduum einsetzt. Ich möchte die Leser nun mitnehmen zur Feier des Gründonnerstages in der maronitischen Kirche des Landes, konkret in Nikosia. Maroniten, also Christen die aus dem Libanon stammen, gibt es schon seit langer Zeit auf der Insel, besonders im Norden gab es bis zur türkischen Besetzung gänzlich von Maroniten bewohnte Ortschaften. Nur wenige Schritte von unserem Hauptkloster in Nikosia entfernt, steht die (moderne) Kathedrale des maronitischen Bischofs. Die Liturgiesprache war bisher arabisch. In den letzten Jahren hat sich hier ein entschiedener Wandel vollzogen: natürlich werden die Gottesdienste weiter in Arabisch gefeiert, aber parallel gibt es jetzt auch griechisch-spraFußwaschung in der maronitischen Kirche Nikosia IM LAND DES HERRN „Dialog des Petrus“ bei der Fußwaschung
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