4/2023 13 chige Gottesdiente. Am Gründonnerstag stehen in der orthodoxen Kirche die Fußwaschung und Einsetzung der Eucharistie im Mittelpunkt der Liturgien, dazu kommt in der Orthodoxie noch die Erinnerung an das „Hohepriesterliche Gebet“ und der Verrat des Judas. Die maronitische Liturgie des Gründonnerstages ist der unsrigen Liturgie ganz ähnlich: Fußwaschung Eucharistie. Am Nachmittag des Gründonnerstages versammeln sich die Gläubigen der maronitischen Gemeinschaft in der Kirche und der (arabische) Gottesdienst beginnt mit der Fußwaschung an zwölf Kindern. Aber es sind eigentlich nur elf Kinder und ein erwachsener Mann. Ich konnte beobachten, wie die Kinder natürlich mit dem arabischen Textbuch völlig überfordert waren, denn sie wachsen ja in einer griechisch-sprachigen Gesellschaft heran. Aber denken wir daran: auch unsere Liturgie war ja bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in Latein dem einfachen Gläubigen schwer verständlich. Jedoch ist das Geschehen sehr eindrücklich: An je drei Kindern wird die Fußwaschung vollzogen, dann setzt wieder ein Gebetsteil ein, bis man zur letzten Person kommt, dem erwachsenen Mann. Der Priester liest bzw. singt aus dem Abschnitt des JohannesEvangeliums, wo es heißt: „Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm…“ worauf der Mann, der Petrus darstellt, erwidert: „…Du Herr willst mir die Füße waschen?“ So setzt sich dieser Dialog fort, wie uns das Evangelium des Johannes im 13. Kapitel berichtet. Und ganz ähnlich unserer Liturgie wird nach der Fußwaschung die Heilige Messe fortgesetzt. Kommen wir nun wieder zurück zu unserer Pfarrei in der nur wenige Meter entfernten Kirche „S. Croce“ – „Zum Heiligen Kreuz“ in Nikosia: am Abend des Gründonnerstages „platzt die Kirche aus allen Nähten“ wenn an zwölf erwachsenen Männern die Fußwaschung vollzogen wird. Der „moderne“ europäische Christ mag einwenden: „Nur an Männern? Ist das nicht veraltet, gibt es da keine ansprechenderen Formen?“ Nun, die „Stunde der Frauen“ ist gekommen, wenn am Ende der Feier das Allerheiligste in Prozession in einem Seitenaltar deponiert wird. Schon den ganzen Tag haben Frauen aus der Pfarrei Blumen, Teppiche, Kerzen arrangiert und bilden ein Spalier für die Prozession. Niemand fühlt sich ausgeschlossen, alle haben ihren Platz und ihre Aufgabe. Ich möchte anfügen, dass es eine Gruppe von vor allem asiatischen Frauen gibt, die „Ordnungsdienste“ in der Kirche versehen: auch bei den normalen Sonntagsgottesdiensten sind sie an Umhängen zu erkennen, wenn sie zum Beispiel die zahlreichen Gläubigen zum Empfang der Hl. Kommunion führen. Bei der „Großen Passion“ am Karfreitag machen sie es wie man es von Bodyguards kennt: sie fassen sich bei den Händen und bilden so Ketten, um für Ordnung zu sorgen. Und ich kann den Lesern versichern, dass das sehr, sehr effektiv ist! Wehe dem, der versucht, sich durchzudrängeln um einen besseren Platz zu bekommen! Liturgie der Fußwaschung in der Hl. Kreuz Kirche Nikosia Passion am Karfreitag Katholiken auf Zypern Katholiken auf Zypern
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