Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 4

IM LAND DES HERRN 16 4/2023 ten, andere übernehmen die Sakristeidienste: die Kapelle dient auch anderen Gruppen zum Gottesdienst; da wird erst der „lutherische Altar“ entfernt, eine Madonna darf nicht fehlen und natürlich Blumen! Auf einer großen Leinwand werden die Gesänge angezeigt und vorher die Warnungen, unbedingt die Mobiltelefone auszuschalten. Zwei Studenten stehen an der Tür; wer zu spät kommt, kann nicht einfach den Raum betreten, während die Heilige Messe schon angefangen hat! Da muss man schon warten bis zum Beispiel die Lesung zu Ende ist. Ich habe nie unter 100 Personen gesehen, die den Gottesdienst besucht haben und meist war ich der einzige „Weiße“. Am Ende des Gottesdienstes geht man auch nicht sofort auseinander, da wird gefragt, wer denn zum ersten Male hier ist. Und dass man unbedingt am nächsten Sonntag wiederkommen soll, denn schließlich kommt der Pater extra für uns aus dem griechischen Teil. Aber am besten gleich am nächsten Freitag kommen, da wird der Kreuzweg gebetet. Und einmal im Monat wird ein kleiner Wagen reingeschoben mit einer riesigen Torte (vom Typ her immer eine riesigeTorte, mit der man einen Diabetiker umbringen kann): wer hatte Geburtstag in diesem Monat – der muss die Torte anschneiden. Mir war es immer etwas peinlich, wenn dann auch erklärt wurde: wir haben einen Pater aus Jerusalem hier! „Oooooooo!“ Es ist scheinbar eine afrikanische Tradition, dass die Mitbrüder dann auch immer etwas für den Konvent mitbekommen: meist Eier. Kyrenia und Famagusta waren die beiden ersten Kaplaneien, die von Nikosia aus betreut wurden, im Laufe der Zeit kamen Lefke und Lefkosa hinzu, wie in der Karte ersichtlich. Lefkosa ist nichts anderes als der türkische Name für den Nordteil der Stadt Nikosia und dort sind es auch wieder Studenten, die um die Hilfe der Brüder angefragt haben. Für uns als Europäer ist es sehr einfach, am Checkpoint zu Fuß in den türkischen Teil der Stadt zu gelangen. Für die afrikanischen Studenten dagegen ist diese Grenze schwer zu überwinden, denn in den letzten Jahren setzt im türkischen Teil der Insel eine gewisse Islamisierung ein, die der Staat Türkei vorantreibt. Dazu gehört, dass gezielt über den Nordteil der Insel moslemische Migranten ins Land geschleust werden, Muslime beim Gebet in der ehemaligen Hagia Sofia in Lefkosa, jetzt Moschee

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