4/2023 19 Das East New Imperial Hotel in Jerusalem und seine Geschichte Ruben Schenzle ersetzen wir uns ins Jerusalem des 19. Jahrhunderts, als das Hotel in der Altstadt erbaut wurde. Durch eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen, z. B. Reiseberichte europäischer Pilger zu den Heiligen Stätten Jerusalems, kann dies ein spannendes und vielfältiges Unterfangen sein. Die neu eröffnete Eisenbahnlinie verbesserte die Reisebedingungen der Pilger nach Jerusalem ungemein. Deren Weg führte sie normalerweise von Europa mit dem Schiff zum Hafen in Jaffa. Von Jaffa aus folgte nach Jerusalem eine Reise mit einer Kamelkarawane. Der Zugverkehr hingegen verkürzte die Reisezeit auf drei bis vier Stunden. Als auch der Handel in den 80er Jahren zu florieren begann, kam es zu großen Veränderungen am Jaffator, das zum zentralen Punkt der Stadt wurde. Unter anderem gehörte dazu der Bau von Geschäften und des GRAND NEW HOTELS, dem heutigen New Imperial Hotel. Das wachsende Interesse und der Einfluss Europas in Jerusalem lassen sich an der wachsenden Zahl von Pilgerhospizen in und um die Altstadt erkennen. Das Neue Tor wurde extra für das Französische Hospiz geöffnet. Auch andere Länder errichteten und betrieben Gästehäuser, um ihren Pilgern eine angemessene Unterkunft zu bieten. So baute Russland 1863 im außerhalb der Altstadt gelegenen russischen Viertel ein Hospiz, das später die russisch-orthodoxe Kirchenmission wurde, im selben Jahr öffneten das Österreichische Hospiz und das Paulushaus, 1908 das Deutsche Hospiz. Eine weitere wichtige Akteurin war die griechisch-orthodoxe Kirche. Diese war bereits vor Ort etabliert und verfügt bis heute über einen der größten Landbesitze in Jerusalem und der ganzen Gegend. Der größte Teil der einheimischen arabischchristlichen Bevölkerung gehörte der griechisch-orthodoxen Kirche an. Durch die Zuwendungen ihrer Mitglieder wuchs die Zahl der kirchlichen Besitztümer im Laufe der Jahrhunderte. Mit diesem Wissen mag es nicht verwundern, dass gerade die griechisch-orthodoxe Kirche zwischen 1884 und 1889 das luxuriöseste V Ansicht des Weges vom Jaffa-Tor in Richtung Bahnhof, aus „Gartenlaube“ 1893 © Raynald Wagner
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=