4/2023 23 schen Gesetz von 1958, bei dem alle beteiligten Regierungen – Israel, Griechenland, Jordanien sowie die Palästinensische Autonomiebehörde – auf verschiedenen Ebenen in die Entscheidungsfindung eingreifen können. Ausschlaggebend ist deren offizielle Anerkennung, auf die der Patriarch angewiesen ist und die oft mit politischen Ansprüchen einhergeht. Die Ernennung zum Patriarchen bedeutet nicht nur ein hohes religiöses und spirituelles Ansehen, sondern auch große finanzielle und politische Macht. So ist es gängige Praxis, dass vor der Wahl eines neuen Patriarchen von den Kandidaten enorme Beträge gezahlt werden, um sich in der Synode die Mehrheit der Stimmen zu sichern. Diese korrupte Inszenierung ist offenkundig nicht im Interesse der arabischen Bevölkerung, die es zu vertreten gilt. Im römisch-katholischen lateinischen Patriarchat sowie in der lutherischen und anglikanischen Kirche hat eine gewisse Arabisierung stattgefunden. Die arabischen Oberhäupter haben jedoch keine Vollmachten über das Vermögen ihrer Kirchen. So werden durch die Zurückweisung arabischer Repräsentanten und die Beschneidung ihrer Befugnisse innerhalb der kirchlichen Institutionen die Interessen der arabischen Bevölkerung an ihrem Grund und Boden von vornherein ausgehebelt. Ein früherer Gesetzesentwurf der jordanischen Regierung sah vor, dass mindestens zwei arabische Delegierte in der Heiligen Synode vertreten sein sollten. Dessen Umsetzung würde zu einer schrittweisen Verbesserung der derzeitigen Situation führen. Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem hat sich schon oft als Verbündeter des Staates Israel gezeigt. Das Grundstücksgeschäft um das New Imperial Hotel scheint jedoch das Ergebnis egoistischer Einzelinteressen zu sein. Unter Patriarch Irineos I. (2001–2005) und seinem Vorgänger Diodoros I. (1981–2000) hat sich aufgrund wirtschaftlicher Interessen das traditionelle Engagement der griechisch-orthodoxen Kirche für die Christen vor Ort zugunsten engerer Beziehungen mit der israelischen Regierung und jüdischen Investoren verschoben. Die zentrale Figur in den Absprachen bezüglich des New Imperial Hotels ist jedoch kein Geistlicher, sondern Nikolaos Papadimas, der vom Patriarchen Irineos als Direktor der Finanzverwaltung angestellt wurde. Diesen Posten an eine Privatperson zu delegieren, war eine äußerst unangemessene Vorgehensweise. Darüber hinaus unterzeichnete Irineos für diesen eine Generalvollmacht, die „die Befugnisse, alle Pachtverträge, langfristige Mietverträge, Abkommen, Bewerbungen, eidesstattliche Erklärungen, Kündigungen und Vollmachten, die er für notwendig hält, abzuschließen und die Dokumente hierfür zu unterzeichnen“ umfasste. Mit dieser Genehmigung unterzeichnete Papadimas am 16. August 2004 zugunsten eines Investors namens „Richards Marketing Corporation“ von den Britischen Jungferninseln einen langfristigen Pachtvertrag für das New Imperial Hotel. Die Tatsache, dass die Abmachungen quasi über Nacht zustande kam und lediglich von der Israelischen Zeitung „Ma’ariv“ am 18. März 2005 mit der Schlagzeile „Umar-Platz in unseren Händen“ publik gemacht wurde, führte zu großer ResoDer griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III. New Imperial Hotel New Imperial Hotel
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