34 4/2023 lem. Bei den Kreuzfahrern (die die Burg nach einer französischen Ritterfamilie Merle nannten) und Heilig-Land-Pilgern war Dor eine wichtige Station auf dem Weg nach Jerusalem; es konnte bis zuletzt (1291) gehalten werden. Im hiesigen arabischen Dorf Tantura waren noch Ende des 19. Jahrhunderts die Ruinen eines Turms zu sehen, die auch Kaiser Wilhelm auf seiner Heilig-Land-Reise 1898 besuchte. Heute sind das Dorf und die Ruine verschwunden. An ihre Stelle ist der 1948 gegründete Kibbuz Nachscholim (hebr. „Brandung“) getreten. Die Ruinen des antiken Dor sind zum großen Teil vom Meer verschlungen oder vom Sand bedeckt. Dagegen kommen im reizvollen Zusammenspiel von Altertümern, Riffen und Buchten auch Strandliebhaber (und Angler) auf ihre Kosten. In den 1980er- und 1990er-Jahren führten die Hebräische Universität und die Universität von Kalifornien Ausgrabungen durch. Am Nordrand des Kibbuz sind die Reste einer byzantinischen Kirche zu erkennen, die vom 4. bis 9. Jahrhundert Bestand hatte. Sie war über einem älteren Apollo- und Äskulapheiligtum errichtet. Hier wurde eine Säule mit einer griechischen Inschrift entdeckt: „Stein vom heiligen Golgota“; diese bezog sich auf ein Reliquienkästchen, das in die Säule eingelassen war. Im Kibbuz gibt es in einem auffälligen Steingebäude mit Ziegeldach ein Museum. Dieses Gebäude wurde 1891 als Glasflaschenfabrik für die nahen Weinkellereien von Sichron Jaakov errichtet, die aber nicht lange Bestand hatte. Im Museum sind sowohl Funde der Ausgrabungen als auch Gegenstände, die man vor den Küsten Dors im Meer gefunden hat, zu sehen. Einige Exponate widmen sich der Purpurherstellung, siehe biblischer Text. Beachtenswert sind die besagte Säule, der Rest eines Mosaiks, das aus extrem kleinen Steinen zusammengesetzt ist, sowie zwei Kanonen, die von der Flotte Napoleons bei ihrem überstürzten Rückzug 1798 als Ballast ins Meer geworfen wurden. Vier Kilometer nördlich davon liegt, zwischen der Autobahn Nr. 2 und der Bahntrasse etwas erhöht gelegen, der Moschav ha-Bonim, „die Maurer“, benannt nach der gleichnamigen zionistischen Jugendorganisation. Der Moschav wurde 1949 an der Stelle des arabischen Dorfes Kafr Lam errichtet, welches auf den Ruinen der Kreuzfahrerburg Cafarlet gebaut war. Die gut erhaltene fast quadratische Festung (58 x 50 m) war mit vier Rundtürmen an den Ecken gesichert. Westlich außerhalb des Geviertes liegen die kaum mehr erkennbaren Ruinen einer Kirche. Museumsgebäude Säule mit griechischer Golgota Inschrift IM LAND DES HERRN
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