Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 4

4/2023 35 ie historische Abteilung des Terra Sancta Museums plant, den Schatz der Grabeskirche auszustellen. Neben den prestigeträchtigen Sammlungen, die auf Schenkungen europäischer Höfe zurückgehen, wird aber auch Brautschmuck zu finden sein, den früher palästinensische Frauen trugen. Pater Stéphane Milovitch, der Direktor des Büros für Kulturerbe der Kustodie des Heiligen Landes, erklärt warum: „Vor Kurzem haben wir ein neues Schatzstück entdeckt“, erzählt er freudestrahlend. Zu seinem Amt gehört es, Gegenstände zu katalogisieren, die den Franziskanern im Laufe von Jahrhunderten anvertraut wurden. „Wir wollten die Votivgaben inventarisieren, die für den Altar der Schmerzensmutter in der Grabeskirche bestimmt waren. Darunter haben wir drei neue Stücke identifiziert, die zu palästinensischem Brautschmuck gehören: zwei Armreife (einen aus Bernstein) und eine Halskette (iznak) aus massivem Gold. Sie entsprechen genau denjenigen, die wir von Gemälden aus dem 19. Jahrhundert kennen. Sie werden zu denen kommen, die wir schon haben.“ In den 1930er Jahren wurde nach und nach die traditionelle palästinensische Hochzeitstracht, die aus einem Kleid, einer Kopfbedeckung und Schmuck bestand, durch ein weißes Brautkleid ersetzt. Zurzeit weiß Pater Stéphane noch nicht so genau, wie die Franziskaner in den Besitz dieses Kopfschmucks und dieser Juwelen kamen. Dennoch könnten die Votivgaben ein Indiz sein. Immerhin sind diese Entdeckungen wichtige Zeugnisse der Beziehungen der Franziskaner mit der christlichen, jüdischen und muslimischen Bevölkerung und zwar früher wie heute. Dass sie demnächst im Museum ausgestellt werden, erfüllt Pater Stéphane mit Stolz. „Es versteht sich von selbst, dass wir in erster Linie die ,Hüter der Heiligen Stätten‘ sind. Infolgedessen stehen wir auch in Beziehung zur Weltkirche. Diese ist bestrebt, die Verbindung zur Mutterkirche der gesamten Christenheit aufrechtzuerhalten. Aber wir sind auch ,Hüter unserer Brüder‘, der Einwohner des Landes, mit denen und für die wir Das Heilig-Land-Museum stellt palästinensischen Brautschmuck aus Marie-Armelle Beaulieu Braut aus Betlehem, Bild von Albrecht de Vriendt: am linken Arm sind die besprochenen Votivgaben zu sehen D

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