IM LAND DES HERRN 36 4/2023 seit acht Jahrhunderten all unsere pastoralen und caritativen Aufgaben entwickeln.“ Pater Stéphane spricht mit Begeisterung über diese doppelte Mission der Kustodie. Deshalb wird sie den Museumsrundgang der historischen Abteilung prägen. „Die örtlichen Kunstwerke sind vielleicht qualitativ nicht so wertvoll wie die aus dem Westen, trotzdem sind sie Schätze.“ Vor einigen Monaten machte der Louvre sein Vorkaufsrecht auf ein Modell der Grabeskirche aus Holz mit Perlmuttintarsien geltend. Auf der ganzen Welt sind nur 30 derartige Modelle bekannt. In Frankreich wird bereits eines im MuCEM in Marseille ausgestellt, ein weiteres befindet sich im British Museum in London. Die Brauthaube, die wir ausstellen werden, gehört zu den zwölf Stücken, die weltweit verzeichnet sind; von diesen besitzt die Kustodie drei. Man kann sie sonst im British Museum, im Musée du quai Branly in Paris und im American Museum of Natural History in New York bewundern. „Im Gegensatz zu diesen Museen gehören alle unsere Exponate zum täglichen Leben hier, sowohl die Kopfbedeckungen und die Halsketten als auch die Apotheke, die osmanischen Fermane und der liturgische Schatz“, fügt P. Stéphane hinzu. Mithilfe von zwei Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats des Terra Sancta Museums, der Kuratorin der byzantinischen Sammlungen des Petit Palais, Raphaëlle Ziadé, und des Sammlers und Spezialisten für palästinensische Kunst, George Al-Ama, ist Pater Stéphane bemüht, diesen Werken einen Ehrenplatz einzuräumen. „Im vorderen Teil des Museums planen wir einen Saal, der der örtlichen christlichen Kunst gewidmet wird, mit Ikonen, Perlmuttarbeiten und eventuell allerlei Dokumenten. Dieser Raum wird groß genug sein, um Sonderausstellungen zu beherbergen. Für einen solchen Wechsel besonderer Exponate besitzen wir genügend Objekte. Zudem stehen wir in regelmäßigem Kontakt mit unseren Brüdern der Ostkirchen. Einige sind offenbar daran interessiert, einige Werke bei uns auszustellen, um ihre Schätze bekanntzumachen. Zurzeit verfügen sie weder über geeignete Orte, noch über das Personal und die Mittel, um diese ins rechte Licht zu rücken. Wir sind froh, ihnen bald diese Möglichkeit anbieten zu können. Erfahrungsgemäß wissen wir, dass einer solchen Initiative andere folgen und sie die nötigen Experten anlocken werden. Die Modelle werden in den Saal der Heiligtümer kommen, die Kanontafeln aus Perlmutt in den des italienischen Altars und die schönste Brauthaube in den des franziskanischen Apostolats oder den der traditionellen Bräuche. Dieser enge Kontakt zur einheimischen Bevölkerung ist die Grundlage unseres Lebens in Jerusalem. Die Eröffnung des Museums ist für Oktober 2025 vorgesehen. Aus „Terre sainte“ Mai 2023, die Übersetzung besorgte Rose-Marie Eisenkolb Wuqayat Al-Daharim, Kopfbedeckung aus Hebron wie sie im 19. und 20. Jahrhundert üblich waren © Terra Sancta Museum
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