4/2023 5 Herrschaft der „Franken“ und der Venezianer Im Jahre 1196 wurde ein erzbischöflicher Stuhl in Nikosia errichtet, dem die Bischofssitze von Famagusta, Limassol und Paphos zugeordnet wurden. Ein direktes Ergebnis davon war, dass sich in der Zeit der Franken und Venezianer, also 1192–1489 und von 1489–1570, eine Reihe von Orden ansiedelten: Augustiner, Benediktiner, Dominikaner, Karthäuser, Karmeliten, Zisterzienser, Prämonstratenser (Gründer der Abtei Bellapais) wie auch die Ritterorden, die in der Folge für die innere Sicherheit der Insel zuständig waren und ihren Sitz in Kolossi in der „Großen Kommanderie“ hatten. Der bekannte zypriotische Wein „Koumandaria“ kam aus den Weinbergen von Kolossi. Während dieser Zeit kamen Tausende von Katholiken, die dann etwa 15–20 % der Gesamtbevölkerung ausmachten. Doch ihr Einfluss war noch wesentlich stärker, was darauf zurückzuführen ist, dass es sich vor allem um die Oberklasse der Inselbevölkerung handelte. Die katholischen Laien kamen vor allem aus Aragonien, Florenz, Venedig, Genua, Neapel, Pisa, von Syrien und aus der Toskana. Es kamen auch wohlhabende katholische Armenier. Mit dem Fall von Akko im Jahre 1291 wurde Zypern zur Bastion des westlichen Christentums, zum Handelszentrum mit der Levante und sehr wahrscheinlich auch zum reichsten Land Europas. Zeit der Ottomanen Nach der Eroberung der Insel durch die Ottomanen in den Jahren 1570–1571 wurden tausende von Katholiken massakriert oder ausgewiesen. Viele gingen weg, zum Beispiel nach Rhodos, Malta oder in den Libanon, während viele katholische Kirchen in Moscheen umgewandelt wurden. Die katholische Kirche wurde von den neuen Machthabern förmlich aufgelöst, während die autokephale griechisch-orthodoxe Kirche von Zypern die einzige anerkannte und repräsentative Kirche der Insel wurde. Die wenigen verbliebenen römischen Katholiken hatten die Wahl, entweder zum Islam überzutreten oder griechischorthodox zu werden. Einige wählten einen dritten Weg, sie wurden „linovamvaki“, Geheimchristen. Die Legenden berichten auch davon, dass Venezianer und Lusignaner sich lange in den Gebirgen Troodos und Pentadaktypos und auf der Halbinsel Cappasi versteckt gehalten hätten und die beim Anbruch der britischen Herrschaft wieder in die Gesellschaft zurückkehrten. Auch wenn der Großteil der katholischen Gläubigen nicht mehr auf der Insel ansässig war, ist es doch den Franziskanern gelungen, im Jahre 1596 in Nikosia den Konvent „S.Croce“ zu gründen und in Larnaka das Kloster „Unsere Liebe Frau der Gnaden“. Diese beiden Konvente beherbergten auch Pilger und Kaufleute. In dieser Zeit entstand so anfänglich aus Venezianern eine kleine Gemeinschaft von Katholiken, denn die „Serenissima“ hatte mit den Ottomanen einen Friedensvertrag abgeschlossen. Zum Wachsen dieser Gemeinschaft trugen dann auch die Konsulate bei. Im 17. Jahrhundert wurde die katholische Gemeinschaft verstärkt durch die Ankunft von Kapuzinern, von katholischen Armeniern und von unierten Griechen. Im Jahre 1646 wurde das Kloster S. Croce in Nikosia mit angeschlossener Schule „Terra Santa“ gegründet, der ältesten bis heute bestehenden Schule des Landes. Im 18. und 19. Jahrhundert wuchs die Gemeinschaft dank Kaufleuten, Medizinern, Bankleuten und Landbesitzern aus Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, Malta und der Levante, die sich gern in Larnaca im „Franken-Viertel“ ansiedelte. Im Jahre 1844 gründeten die gerade neu entstandenen „Schwestern des Hl. Josef von der Erscheinung“ ihr Kloster mit dem ersten Krankenhaus und der ersten Apotheke der Insel. Die Schwestern gründeten auch die Schule „St. Josef“, die erste Mädchenschule der Insel, wo während der folgenden 145 Jahren ihres Bestehens Tausende Schülerinnen aus allen Teilen der Insel unterrichtet wurden. Auch in Limassol wuchs die Anzahl der Katholiken, und im Jahre 1850 wurde der dritte Franziskaner-Konvent gegründet, gefolgt vom Bau der Religiöser Rat Zyperns Religiöser Rat Zyperns
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