Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 1

IM LAND DES HERRN 14 1/2024 seinem Schnabel seine Brust geöffnet, um seine Jungen mit seinem eigenen Blut zu nähren. Diese Legende steht im Zusammenhang mit der lateinischen Übersetzung von Ps 102,7: „Ich gleiche einem Pelikan in der Wüste“ – die genaue Bedeutung der hebräischen Vorlage ist ungeklärt, die Einheitsübersetzung übersetzt mit „Dohle“, Luther mit „Eule“. Dies wurde als Symbol für Jesus gedeutet, der die Seinen mit seinem Blute tränkt. So heißt es in einem Fronleichnamshymnus des hl. Thomas von Aquin: Gleich dem Pelikane starbst du, Jesu mein; wasch in deinem Blute mich von Sünden rein. Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld, bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld. Der Mihrab (Gebetsnische) an der Südseite, Richtung Mekka, ist ein Hinweis auf die Verwendung des Raumes als Moschee, ebenso die farbigen Glasfenster und die Keramikinschrift rechts oberhalb vom Mihrab mit der arabischen Formel, mit der die Koransuren, muslimische Gebete sowie religiöse Inschriften beginnen: „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen“. Oberhalb des Mihrabs, im SchlussStein des Deckengewölbes, findet sich das einzige weitere christliche Symbol des Saals, ein Lamm, das aus der alttestamentlichen Opferliturgie auch in die christliche Eucharistiefeier Eingang gefunden hat: „Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt“ (vgl. Joh 1,29). An der Ostseite führt eine Treppe in zwei erhöhte Räume. Dort, also genau über dem Davidsgrab, befand sich zunächst eine Terrasse, die spätestens seit der Ankunft der Franziskaner als Ort des Pfingstereignisses verehrt wurde (vgl. Apg 2,29). Das Vorhaben der Franziskaner (um 1450), dort eine Pfingstkapelle zu errichten, scheiterte. Nach der Vertreibung der Franziskaner wurden dort die beiden heute noch existierenden Räume gebaut. Eine weitere Treppe in der Nordostecke des Raumes führt zu einem weiteren Eingang des Saales aus unbekannter Zeit; der dahinter liegende (stets verschlossene) Raum Lamm Gottes als Schlussstein im Abendmahlssaal © Jakobus Raschko Gebet in den oberen Räumen des Abendmahlssaales, der „Pfingstterrasse“ © CTS

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