1/2024 17 der drei großen Religionen des Heiligen Landes, ein wahrlich ökumenisches Heiligtum! Dass dabei Konflikte nicht ausbleiben, bedarf keiner Erklärung. Vielleicht sind auf diesem Hintergrund die Konflikte besser zu verstehen, die in den letzten Jahrzehnten und besonders in den letzten Jahren um diesen Ort neu entfacht sind. Mit den Ereignissen von 1948 hat sich die äußere Situation völlig verändert. Die muslimischen Eigentümer und fast die gesamte muslimische Bevölkerung West-Jerusalems waren nicht mehr hier. Dagegen hat sich das jüdische Interesse auf diesen heiligen Ort konzentriert, denn die meisten anderen heiligen Orte waren für Juden unerreichbar, allen voran die Klagemauer und der Tempelberg im jordanischen Ostteil der Stadt, aber auch die Gräber weiterer biblischer Personen, wie die Patriarchengräber in Hebron oder das Rahelgrab am Ortseingang von Betlehem. Hinzukommt, dass für manche Israelis das biblische Großreich von König David durchaus ein Vorbild für den wiedererstandenen Staat Israel war. Die Situation änderte sich zwar 1967 von Neuem, da Muslime aus Ost-Jerusalem und den besetzten Gebieten wieder hierher kommen, Juden die Klagemauer und andere heilige Stätten in diesen Gebieten wieder besuchen konnten. Dennoch blieb eine starke emotionale Bindung jüdischer Israelis – nicht nur religiöser – an diesen Ort bestehen. Während beider Intifadas kamen viele Israelis hierher, denen es in der Altstadt zu unsicher war, um vom Dach des Gebäudes den Tempelberg wenigstens aus nicht allzu großer Entfernung zu sehen. Trotzdem überraschte es, als es im Zuge des Papstbesuches 2014 zu heftigen Auseinandersetzungen um diesen Ort kam. Von radikalen Gruppen wurde das Gerücht gestreut, die israelische Regierung wolle dem Papst als Gastgeschenk den Abendmahlssaal überlassen und das Davidsgrab gleich mit. Entsprechende Reaktionen blieben nicht aus. Eine Lösung? Momentan scheint es nur eine zu geben, das ewige Provisorium, den Status quo. Man lässt erst einmal alles, wie es ist. Dass dies für die Christen schmerzvoll ist, braucht nicht betont zu werden. Ansicht von Davidsgrab und Abendmahlssaal aus Meßmer „Das Heilige Land“ 1860, Klosterbibliothek St. Anna München Der Abendmahlssaal Der Abendmahlssaal
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