Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 1

1/2024 21 on Noach an, dem ersten Weintrinker, zu Kana, wo Wasser in einen köstlichen Nektar verwandelt wird, steht Wein auf allen Tischen der Bibel und gehört zu jeder Veranstaltung. Bei Ausgrabungen im gesamten palästinensisch-israelischen Gebiet, ja im gesamten Mittleren Osten, holten Archäologen zahlreiche Weinpressen, Absetzbecken, Amphoren und Krüge hervor. Mosaiken mit Weinstöcken und üppigen Trauben kamen zum Vorschein. Zweifellos wurde schon im dritten Jahrtausend überall, selbst in der nabatäischen Wüste, Wein getrunken. Also wollte man die Weinkultur als die erste Kultur des Menschen, der gerade noch vor der Sintflut gerettet wurde, festschreiben: „Noach, ein Ackerbauer, war der Erste, der einen Weinberg pflanzte“ (Gen 9,20). Auch wenn alle Weine Rauschmittel sind, waren sie nicht alle gleich gut. Es ist auch bekannt, dass Importe aus Zypern, Rhodos oder Griechenland gehandelt wurden; davon zeugen die Stempel mit dem Namen eines Weinhändlers, mit denen die Henkel der Krüge versehen waren. Die Analysen der Krugböden haben ergeben, dass die Weine oft mit Gewürzen wie Zimt und Wacholder oder mit Kräutern wie Minze und Basilikum oder auch mit Honig aromatisiert waren: „Kommt, esst von meinem Mahl und trinkt vom Wein, den ich mischte!“, sagt die Weisheit (Spr 9,5). In der Regel wurde der Wein mit Wasser gestreckt, da er zu stark war, um unverdünnt getrunken zu werden: „Der Herr der Heerscharen wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen“ (Jes 25,6). Lange bevor sich die Stämme im Gelobten Land niederließen, wurde der Weinanbau im Alten Testament erwähnt. Als Mose von der Wüste Sinai Männer in die Gegend von Hebron nördlich der Negev-Wüste zur Erkundung aussandte, damit sie sahen, ob das Land arm oder reich war, mussten sie zu zweit eine Weinranke mit einer einzigen Traube tragen, so schwer war sie (Num 13,7–23). Die Übertreibung erinnert zwar an eine Legende, zeugt aber von der Fruchtbarkeit der Gegend in den Augen eines Nomadenvolkes, das keinen Ackerbau betreibt. Wenn man dem Segen, den der Stamm Juda vom Patriarchen Jakob bekommt, Glauben schenkt, verdankt er seinen Reichtum den Erzeugnissen des Weinanbaus und der Viehzucht: „[Juda] bindet an den Weinstock seinen Eselhengst, an die Edelrebe das Füllen seiner Eselin. Er wäscht in Wein sein Kleid, in Traubenblut sein Gewand. Dunkler als Wein sind die Augen, seine Zähne weißer als Milch“ (Gen 49,11–12). Der Weinanbau beschränkte sich nicht auf dieses Gebiet, er wurde auch im Vom Weinberg zum Wein Claire Burkel V Weinpresse im Nationalpark Avdad, Negev

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