Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 1

1/2024 23 Nach diesen beiden Propheten stellte der Weinberg immer Gottes Volk dar, das er in gute Erde gepflanzt hatte. „Einen Weinstock hobst du aus in Ägypten, du hast Völker vertrieben und ihn eingepflanzt. Du schufst ihm weiten Raum. Er hat Wurzeln geschlagen und das ganze Land erfüllt“ (Ps 80,9–15). „Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit“ Dieses auserwählte Land ist nicht leicht zu bearbeiten und fruchtbar zu machen. Wie viel geduldige Pflege es zu allen Zeiten und an allen Orten erfordert! Es braucht einen sonnigen Hang, häufiges Jäten, ständiges Entfernen von Steinen, da der Boden steinig ist. Nach jedem Gewitter muss der Weinbauer die Mauern befestigen, die den Hang halten. Nach dem Winter ist ein Rückschnitt notwendig, aber „noch vor dem Sommer, wenn das Sprossen zu Ende ist und die Knospe zur reifenden Traube wird, schneidet man die Reben mit Winzermessern ab, entfernt die Ranken, reißt sie ab“ (Jes 18,5). Der Weinberg ist also das Volk Gottes, das sich in seinem auserwählten Land niedergelassen hat. Und die Früchte, die Gott erwartet, sind die absolute Ablehnung aller anderen Götter, dieser sinnlosen Götzen, die Reinheit der Anbetung des alleinigen Gottes, Gerechtigkeit und nicht Korruption, Nächstenliebe gegenüber den Bedürftigen. Mehrmals in der Geschichte wird Gott zum Weinbauern, der für sein Volk sorgt, manchmal indem er Zweige stutzt, damit der Weinstock mehr Trauben, bessere Trauben trägt: „Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt“ (Joh 15,2–6), erklärt Jesus seinen Jüngern. Jesu Parabel wird von seinen Zeitgenossen problemlos verstanden, denn jeder kennt seit Langem die Metapher des Weinstocks. Ohne das Wort „Kirche“ auszusprechen, beschreibt er die Beziehung der Jünger, die Christus verbunden sind: „Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt.“ Die Einheit des gesamten Weinstocks symbolisiert die Nähe, die zwischen Christus und seinen Jüngern existieren soll. Denn sie bedingt, ob sie fruchtbar ist. Da sie am besten die Situation Israels Gott gegenüber ausdrücken, liebt Jesus solche Weinberggeschichten: „Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Mosaike aus der Kirche Lot und Prokopius, Berg Nebo Jordanien © G. Klaus Vom Weinberg zum Wein Vom Weinberg zum Wein

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