Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 1

IM LAND DES HERRN 24 1/2024 Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land…“ (Mt 21,33–46). „Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt…“ (Lk 13,6–9). Der ehrwürdige Feigenbaum, dieses andere Geschenk der Natur, wird oft mit den Weinstöcken in Verbindung gesetzt. Jesus wählt diese Bilder, um sich als Ikone Gottes zu offenbaren: „Seinen geliebten Sohn sandte er zu den Winzern, denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Die Winzer aber sagten: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn umbringen, dann gehört sein Erbe uns… Sie brachten ihn um und warfen ihn aus dem Weinberg hinaus…“ (Mk 12,1–9). Die Parabel von den Arbeitern im Weinberg im Matthäus- Evangelium (20,1–16) liefert hierfür ein anschauliches Beispiel: „Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen hinausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg.“ Wenn man die Tageszeiten, an denen er Arbeiter anwirbt – früh am Morgen, dritte, neunte und elfte Stunde – mit denen der Passion vergleicht, versteht man, dass die Auferstehung der gerechte Lohn für denjenigen ist, der den ganzen Tag die Frohe Botschaft verkündet hat. Im Herbst werden die Trauben zum Trocknen ausgelegt; daraus ergeben sich die Früchte, der Zucker des Winters. So schenkt Abigajil David „hundert Rosinenkuchen“ (1 Sam 25,18). Als Jesses Sohn König geworden ist, lässt er dem Volk Dattel- und Rosinenkuchen austeilen (2 Sam 6,19). Das jüdische Fest Sukkot, das zur Zeit der Weinernte stattfindet, ist das fröhlichste im ganzen Jahr. Es ist mit der Zuversicht in Bezug auf eine reiche Ernte – Mandeln, Äpfel, Datteln, Nüsse und Trauben – und der Hoffnung auf Regen für das ausgetrocknete Land assoziiert. Wein diente auch als Antiseptikum: „Der Samariter goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie“ (Lk 10,34). Das heißt, dass der Wein hochprozentig sein und eine belebende Wirkung haben konnte. Paulus empfiehlt seinem lieben Timotheus: „Trink nicht nur Wasser, sondern nimm auch etwas Wein, mit Rücksicht auf deinen Magen und deine häufigen Krankheiten“ (1 Tim 5,20). Und doch kannte er sehr wohl die schädlichen Auswirkungen des Weins bei zu hohem Konsum: „Berauscht euch nicht mit Wein – das macht zügellos“ (Eph 5,18). Die Vorsicht gebietet es also, für Dienste in der Gemeinde Männer mit nachgewiesener Nüchternheit auszusuchen: „Diakone müssen achtbar sein, nicht doppelzüngig, nicht dem Wein ergeben“ (1 Tim 3,8). Und wenn der Psalmist ruft: „Du legst mir größere Freude ins Herz, als andere haben bei Korn und Wein in Fülle“ (Ps 5,4–8), bedeutet dies, dass Wein zum Feiern gehört, bei Hochzeiten für Freude sorgt und Wunden heilt. Die Frucht des Weinstocks drückt Gottes ewige Liebe aus, für das Glück aller Menschen. Aus „Terre sainte“ Sep./Okt. 2023. Die Übersetzung besorgte RoseMarie Eisenkolb Mosaike aus der Kirche Lot und Prokopius, Berg Nebo Jordanien © G. Klaus

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